Von DDr. Erwin Schranz

Vor 420 Jahren, am 19.12.1594 (nach damals geltendem Julianischen Kalender am 9. Dezember) wurde Gustav Adolf im Stockholmer Königsschloss geboren. Sein Todestag am 6. November (bzw. 16. Nov.) 1632 wird in allen evangelischen Kalendern (auch im österreichischen Jahreskalender „Glaube und Heimat“) nach wie vor als Gedenktag bzw. als Namenstag verzeichnet.

Gustav II. Adolf ist eine der wenigen historischen Gestalten, die auch in moderner Zeit noch eine aktuelle Faszination ausstrahlen. Nicht nur in Schweden wird er als ein großer Herrscher und eine bewunderte Ausnahmeerscheinung verehrt, in der protestantischen Welt, besonders Deutschland s, gilt er als historischer Retter in höchster Not, der während des 30-jährigen Krieges „fünf vor zwölf“ den Protestantismus vor der völligen Vernichtung durch kaiserlich-habsburgische Truppen bewahrte.

Unterschiedliche Beurteilungen

Gustav Adolfs Bild in der Geschichte schwankt zwischen einem machtlüsternen Heerführer und einem idealistischen Glaubensstreiter. Tatsächlich hat sich Gustav Adolf einen einzigartigen Platz in der Geschichte gesichert. Der englische Militärhistoriker Feldmarschall Montgomery vergleicht ihn mit Alexander dem Großen 1) und Friedrich Schiller spricht in seiner „Geschichte des Dreißigjährigen Krieges“ von einem „Wohltäter Deutschlands“ und von einem „lichten Helden“. Weniger wohlgesonnene Historiker betonen hingegen seinen Beutehunger während des 30-jährigen Krieges im schwer darniederliegenden Deutschen Reich, dessen Nordteil er für die schwedische Krone annektierte, – und der in Wirklichkeit nach der Kaiserwürde gestrebt habe.

Bei objektiver Betrachtung sind die Leistungen Gustav Adolfs eindrucksvoll, nicht nur in militärischer Hinsicht. Neben seinem militärischen Einsatz ab 1630 in einer entscheidenden Phase des 30-jährigen Krieges bleibt seine Persönlichkeit auch gesellschaftspolitisch faszinierend. Er setzte neben der umfassenden Reform des Heereswesens auch moderne Akzente im Bildungs- und Rechtswesen und erkannte erstmals die Bedeutung einer gezielten Sozialgesetzgebung.

Gustav Adolfs Persönlichkeit

Gustav Adolf war der bedeutendste Herrscher des jungen schwedischen Königshauses Wasa. Mütterlicherseits war er der Urenkel des Landgrafen Philipp von Hessen (genannt „der Grossmütige“), der schon zu Luthers Zeiten ein eifriger Förderer der Reformation war.

Gustav Adolfs Sprachbegabung war beachtlich. Neben schwedisch sprach er fließend Deutsch (als Muttersprache), er erlernte Niederländisch, Italienisch und Französisch und verstand Englisch, Schottisch, Griechisch und Latein, sogar etwas Russisch und Polnisch.

Gustav II Adolf von Schweden von Anthonis van Dyck
Gustav II Adolf von Schweden
von Anthonis van Dyck

Beschrieben wird er als „von langer Statur mit großen blauen, etwas über sich schielenden Augen, gelben Haares und Barts, mit guter rot-weiß gemengter Farb; im Reden war er anmutig und freundlich, mit starker, heroischer und durchdringender Stimme.“ 2) Berühmt ist das Gemälde A. van Dycks in der Pinakothek München, das ihn mit dem charakteristischen Spitzbart und nach oben gezwirbeltem Schnurrbart zeigt.

Gustav Adolf zeichnete sich durch persönlichen Einsatz, der oft schon an Tollkühnheit grenzte, aus und war bei seinen Truppen sehr beliebt, weil er gemeinsam mit ihnen fror und dürstete, mit seinen Stiefeln genauso durch den Schmutz watete und immer wieder höchstpersönlich heikle Erkundigungsmissionen Richtung feindliches Lager durchführte. Einmal wurde sogar sein Pferd im Laufe unter ihm hinweggeschossen.

Gelungene Heeresreform

Das schwedische Heer reformierte er nachhaltig. Er führte erstmalig die allgemeine Wehrpflicht ein und schuf ein Volksheer mit gerechtem Einberufungssystem, führte technische Verbesserungen ein, verstärkte Ausbildung und Drill der Mannschaften (dadurch dreimal schneller und wirksamer), reduzierte die schweren Panzerungen der Infanterie, gründete das erste Artillerieregiment der Geschichte und legte Wert auf eine leichte, bewegliche Artillerie mit Musketen und erhöhte die Beweglichkeit und Kampfkraft durch eine geschickte, schachbrettartige Aufstellung seiner Heeresteile.

Das Heer Gustav Adolfs umfasste ursprünglich 30 000 Mann großteils schwedischer Herkunft. Im Höchstausmaß unterstanden ihm im Jahre 1632 sogar 198 500 Mann, die aus aller Herren Länder stammten. Ursprünglich herrschte eine hohe Disziplin in seinem Heer. Feldpredigten gehörten zum Heeresalltag, sonntags sogar zweimal. Gustav Adolf selber war praktizierender Christ, dem das tägliche persönliche Gebet viel bedeutete.

Bei seiner Landung in Usedom auf deutschem Boden fiel er (symbolträchtig) auf die Knie – missgünstige Interpreten meinten, er sei nur über den hölzernen Laufsteg gestürzt. 3) Er dankte Gott, „dem allein zu Ehr und Deiner armen bedrängten Kirche zu Trost und Hilfe“ er gekommen sei und bat um „Gnad und Segen“; immer wieder „überantwortete er sich und seine Siege der Barmherzigkeit Gottes“ (so geschrieben an seinen Feldprediger Fabricius nach der Schlacht bei Breitenfeld).

Die Disziplin in Gustav Adolfs Heer war ursprünglich vorbildlich, wurde aber mit steigender Macht und Größe seines Heeres immer schwächer. Der 30-jährige Krieg wurde ja dann berüchtigt für die schrecklichen Übergriffe, Plünderungen und Verwüstungen auf allen Seiten, was durch kein Kriegsrecht eingedämmt wurde. Gustav Adolf hatte noch seine Soldaten im Griff, die natürlich auch nach Beute gierten. Dies geschah gegen seinen Willen etwa mit den üblichen Plünderungen bei der Eroberung Neubrandenburgs, wo er jedoch eine teilweise Wiedergutmachung anordnete. Er verbot ausdrücklich Brandschatzungen und ließ lieber wertvolle Bücher in die Universitätsbibliothek Uppsala verfrachten, statt sie zu verbrennen. Und bei der Einnahme Münchens, am Höhepunkt seiner Macht, zeigte er sich besonders tolerant, verbot Übergriffe und besuchte selbst einen katholischen Gottesdienst.

Im 30-jährigen Krieg

Gustav Adolf bestand zuerst seine militärische Bewährungsprobe in Osteuropa. Er eroberte mit Karelien und Livland samt Memelgebiet große Teile des Baltikums, dann Pillau und Elbing in Preußen: ein Ostseereich Schwedens nahm Konturen an.

Dann genehmigte der schwedische Reichstag 1630 einen Kriegseinsatz im deutschen Reich für drei Jahre. Im Vertrag von Bärwalde verpflichtete sich die katholische Macht Frankreich, für ein schwedisches Heer in Deutschland 30.000 Fußsoldaten, 6.000 Reiter und zusätzlich 12.000 bzw. 20.000 Reichstaler jährlich zu bezahlen. Mit Verbündeten wie Hessen, Sachsen-Weimar und Brandenburg-Preußen sollten die unter Tilly und Wallenstein in Norddeutschland siegreichen Truppen der katholischen Liga zurückgedrängt werden und der Kaiser gezwungen werden, das 1629 erlassene Restitutionsedikt rückgängig zu machen, das die Rückgabe protestantischer Kirchengüter an die Katholiken verfügte und den katholischen Reichsständen gestattete, ihre evangelischen Untertanen zu rekatholisieren. Es waren genau 100 Jahre vergangen, seit die Erklärung des Augsburgischen Bekenntnisses vor dem Reichstag zu Augsburg erfolgt war, das nun höchst gefährdet schien.

Gustav Adolf eroberte in rascher Folge Pommern und Mecklenburg. Als er dem belagerten Magdeburg zu Hilfe eilen sollte, eroberte er aber vorerst Frankfurt/Oder, während indessen das reiche und standhaft verteidigte Magdeburg von Tilly eingenommen wurde und am 10. Mai 1631 in Flammen aufging. 30.000 Menschen starben in den Flammen. Der Fall Magdeburgs, einer protestantischen Trutzburg, zeigte den evangelischen Reichsständen die Notwendigkeit des Eingreifens Gustav Adolfs von Schweden, der dann am 18. September 1631 bei Breitenfeld einen grandiosen Sieg gegen die Truppen Tillys erfocht, obwohl sein Verbündeter Johann Georg von Sachsen frühzeitig vom Schlachtfeld geflohen war. 7.000 Gefangene wurden problemlos in das schwedische Heer eingegliedert. Mit Bewunderung wurde Gustav Adolf später bejubelt: „Gustav Adolf, Christ und Held, rettete bei Breitenfeld Glaubensfreiheit für die Welt“.

Selbst München fiel in seine Hände und der Weg die Donau entlang in die kaiserliche Residenzstadt Wien war vorgezeichnet. Gustav Adolf wandte sich aber wegen Problemen in Sachsen zurück nach Nürnberg, wo er im September 1632 vor dem Rat der Reichsstadt einen Friedensplan vorschlug. Dieser enthielt u. a. folgende Punkte:

  • das Restitutionsedikt wird für nichtig erklärt
  • die Duldung der Konfessionen und ihrer Glaubensausübung wird festgeschrieben
  • die Jesuiten werden verbannt
  • die deutschen Stiftskirchen werden paritätisch von den Konfessionen besetzt
  • ein Corpus Evangelicorum zur Vertretung der evangelischen Sache wird im Reich gebildet und
  • ein stehendes Heer wird zum Schutze des Friedens eingeführt.

Gustav Adolf beherrschte in der Folge große Teile Deutschlands und auch Böhmen mit Prag. In dieser aussichtslosen Situation reaktivierte Kaiser Ferdinand den zuvor entlassenen Wallenstein und stattete ihn mit einer Generalvollmacht aus. Der alte Haudegen Generalissimus Wallenstein wappnete sich mit einem rasch aufgestellten, riesigen Söldnerheer gegen Gustav Adolf.

Inzwischen herrschte rundum infolge der Kriegsereignisse eine schreckliche Hungersnot, und Seuchen dezimierten die Armee, drei Viertel von Gustav Adolfs Reiterei starb daran.

Schlacht bei Lützen und Gustav Adolfs Tod

Am 16. November 1632, einem nebelig-trüben Herbsttag, kam es bei Lützen nahe Leipzig zur Entscheidungsschlacht. Gustav Adolf griff überraschend an, obwohl er nur über 16.000 Mann verfügte und sein Heer erschöpft und von Hunger geplagt war. Der evangelische Feldgottesdienst vor der Schlacht begann mit dem Lied “Verzage nicht, du Häuflein klein…“, während die Katholiken im kaiserlichen Heer „Jesus Maria“ anstimmten. Der mit seiner Armee nach Norden abrückende Pappenheim wurde eilends in einem Brief Wallensteins zur Umkehr beordert; der Brief ist im Heeresgeschichtlichen Museum Wien erhalten.

In der hin- und herwogenden Schlacht erlitt Pappenheim einen tödlichen Lungenschuss, etwa zur gleichen Zeit, als Gustav Adolf fiel. Gegen Mittag wurde Gustavs Adolfs Pferd Streiff mit einer Halswunde herrenlos am Schlachtfeld gesichtet. Die Leiche Gustav Adolfs, die später nackt unter vielen Toten aufgefunden wurde, wies eine Schusswunde am rechten Ohr und Auge, einen Dolchstoß, einen Schuss in der Seite, zwei Kugeln im Arm und eine im Rücken auf, die in kurzer Distanz von höchstens 6 m abgefeuert worden war. 4)

Die Kaiserlichen nahmen den blutüberströmten elchleder Koller Gustav Adolfs mit, der in der kaiserlichen Schatzkammer, dann im Zeughaus und ab 1888 im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien bis nach dem 1. Weltkrieg aufbewahrt wurde. Im Jahre 1920 wurde er zum Dank für die schwedischen Lebensmittellieferungen an hungernde österreichische Kinder den Schweden geschenkt 5) , wo er noch immer in Stockholm in der Leibrüstkammmer samt Gustav Adolfs ausgestopftem Pferd Streiff besichtigt werden kann.

Die anfängliche Verzweiflung der Schweden über den Tod ihres Königs konnte der Heerführer Bernhard von Weimar geschickt in einen neuerlichen Ansporn zur Rache für den Tod ihres Königs und den Kampf um seinen toten Körper umwandeln. Nach einem weiteren sechsstündigen Kampf behielten die schwedischen Truppen die Oberhand.

Nach Gustav Adolfs Tod – er wurde einbalsamiert und sein Sarg im Konvoi durch Deutschland nach Schweden geleitet – ging das grausame Ringen in Deutschland noch 16 Jahre bis zum Westfälischen Frieden 1648 weiter. Riesige Landstriche wurden verwüstet und die Bevölkerung drangsaliert und dezimiert. Oft wurden ganze Dörfer ausgerottet, wobei eine entfesselte Soldateska und verrohte Söldnerhaufen einfach wahllos die Landbevölkerung töteten.

Beurteilungen Gustav Adolfs

Das Eingreifen Gustav Adolfs in den 30-jährigen Krieg verhinderte die Vernichtung des deutschen, vielleicht des europäischen Protestantismus. Das Restitutionsedikt zur Knebelung der Evangelischen fiel in der Folge endgültig und wich einer reichsrechtlichen Gleichstellung der Konfessionen. Die Macht der habsburgischen Kaiser im Reich mit ihrer unzweideutigen Positionierung im konfessionellen Ringen blieb angeschlagen und erholte sich bis zum Ende des Reiches nicht mehr.

Bis heute schwankt das Bild Gustav Adolfs in der Geschichte. War er nur ein Eroberer und Okkupator, der Teile des zerbröselnden Reiches seinem Heimatstaat Schweden einverleiben wollte und der als Reichsfürst, vielleicht gar als Kaiser, den Ton angeben wollte, oder war er doch der von protestantischem Sendungsbewusstsein getriebene, siegreiche Heerführer, der eine konfessionelle Katastrophe abwehren konnte und letztlich als ein Märtyrer für den evangelischen Glauben starb?

Die Protestanten Deutschlands verdankten ihm ihr Überleben und verehrten ihn wie eine vom Himmel gesandte Lichtgestalt. Seine Erscheinung und sein Handeln werden sinnbildlich deutlich in der biblischen Bezeichnung als „Löwe aus Mitternacht“, weil vom hohen Norden über das Meer kommend , bzw. als „il re dòro“, der goldene König, in der damals in gebildeten Kreisen häufig gebrauchten italienischen Sprache.

Sonstige frühzeitige Errungenschaften Gustav Adolfs: Bildung, Verwaltungsreform und Sozialgesetzgebung

Jedenfalls war Gustav Adolf mehr als ein erfolgreicher Haudegen und Kriegsherr. So trieb er auch das Bildungswesen im damals bäuerlich-ärmlichen Schweden voran. Er förderte entscheidend Elementarschulen und die schwedische Bevölkerung war bald durchwegs des Lesens kundig – lange vor Maria Theresias Schulpflicht! Er führte erstmals statt der Lateinschulen den Typ des humanistischen Gymnasiums mit umfassender höherer Bildung ein.

Die Universität Uppsala förderte er entscheidend und nachhaltig. Sie erhielt bereits 1625 eine eigene Selbstverwaltung. Er ließ ihr riesige Schenkungen samt wertvollen Büchern und eine persönliche Stiftung zukommen, derer Erträgnisse eine Verzehnfachung des universitären Jahreseinkommens bedeuteten – übrigens die größte Stiftung vor Alfred Nobel. Die Anzahl der Lehrstühle der Universität wurde beträchtlich erweitert und mit ausländischen Gelehrten besetzt. Erstmals gab es u. a. auch einen Lehrstuhl für Musik, schließlich war Gustav Adolf selbst begnadeter Lautenspieler.

Gustav Adolf gründete die Stadt Göteborg als Musterstadt, in die er bewusst Einwanderer aus Deutschland, den Niederlanden und Schottland rief.

Gerechtigkeit als Prinzip lag Gustav-Adolf besonders am Herzen. Er führte eine mustergültige Verwaltungsreform sowohl der Provinzial- als auch der Zentralverwaltung durch, ordnete das Steuerwesen neu und schuf ein eigenes Reichshofgericht, das nach einer überprüfbaren Gerichtsordnung ohne königliche Beteiligung abschließend Recht sprechen sollte; allerdings behielt sich der König vor, ein Urteil eventuell auch aufheben zu können (Kassation).

Als einzigem Staat Europas war im schwedischen Reichstag auch die Bauernschaft als vierter Stand vertreten und politisch aktiv.

Aufgrund der sozial angespannten Lage erließ Gustav Adolf 1624 ein Armengesetz, in dem er das Betteln verbot, aber verpflichtende Arbeit für Bettler organisieren ließ. Kranken hingegen ließ er die notwendige Pflege zukommen. In jeder Provinz (Län) musste ein großes Hospital, auch für Alte und Arbeitsunfähige errichtet werden. Die Stockholmer Zünfte wurden verpflichtet, künftig ein Haus für 100 bedürftige Kinder einzurichten, wo diese auch einen Beruf erlernen konnten und sollten.6)

Ausblick und Nachwirkungen

Gustav Adolf war durchaus eine Persönlichkeit mit ihren Widersprüchen. Er war dickköpfig und impulsiv, zugleich persönlich bescheiden, mutig und fromm, aber auch weitblickend und trotz klarer Positionierung tolerant, gerade in Zeiten eines engstirnigen Konfessionalismus. Im Gegensatz zu seinem Widersacher Kaiser Ferdinand II. – der nur seine Heerführer Tilly und Wallenstein ins Feld schickte und systematisch katholisch-konfessionellen Druck ausübte und der erklärte, „lieber über eine Wüste herrschen zu wollen als über ein Land voller Ketzer“ 7) – befehligte Gustav Adolf seine Truppen höchstpersönlich, achtete auf Disziplin und Frömmigkeit in seinem Heer, überließ jedem seinen angestammten Glauben und lehnte jede zwangsweise Bekehrung ab, weil „ein jeglicher selbst dem Herrn Rechenschaft wird geben müssen, wie oder was er glaubt und sich jeder in seinem Glauben vor Gott selber zu verantworten hat“ 8).

Die schwedischen Truppen waren anfangs entsprechend dem geschulten christlichen Gewissen Gustav Adolfs gegenüber der Bevölkerung von vorbildlichem Verhalten. Er verbot in seinen Kriegsartikeln den Soldaten „Trunkenheit, Hurerei und Gotteslästerung“, aber auch die Prügelstrafe und bedrohte Plünderungen, Vergewaltigungen und Verächtlichmachung des Gottesdienstes mit der Todesstrafe. Später passten auch seine Soldaten sich der verrohten Soldateska immer mehr an. Bezeichnend ist der spätere Kinderreim mit erhobenem Finger „Bet, Kindlein, bet, morgen kommt der Schwed…“, der auch im Norden Österreichs häufig zu hören war.

Im Hafen von Stockholm kann man heute noch die Galeone „Vasa“, ein als Prachtschiff ausgestattetes Kriegsschiff Gustav Adolfs bewundern, das am 10. Aug. 1628 auf der Jungfernfahrt nach nur einer Seemeile und nach bereits 20 Minuten versank, weil die von Gustav Adolf angeordneten zwei Kanonendecks zu schwer waren .9) Nach Hebung und Konservierung versinnbildlicht und vermittelt das reich ausgestattete Schiff als Touristenattraktion dem heutigen Besucher noch etwas von Gustav Adolfs Glanz und Tragik.

Gustav Adolfs Persönlichkeit verdient bleibende Beachtung nicht nur wegen seiner militärischen Erfolge, insbesondere bei seinem Eingreifen im entscheidenden Moment des 30-jährigen Krieges zugunsten der bedrängten Evangelischen, sondern auch wegen seiner weitblickenden gesellschaftlichen Weichenstellungen mit zukunftsweisenden staatsrechtlichen, bildungsmäßigen und sozial-politischen Initiativen.

Nachhaltige und bleibende Wirkung zeigte in Deutschland ein Spendenaufruf für ein Denkmal zur 200-Jahr-Gedenkfeier der Schlacht von Lützen im Jahre 1832. Sinnvollerweise wurde statt eines Kriegerdenkmales ein lebendiges Denkmal in Form einer Stiftung gewählt, aus der das Gustav-Adolf-Werk und letztlich in Österreich ab 1861 der Gustav Adolf Verein hervorgingen, die Diasporahilfen mit Spendensammlungen für evangelische gemeinnützige Projekte sind und die seit vielen Jahrzehnten eine segensreiche Wirkung in aller Welt entfalten.

Anmerkungen

  1. Viscount Montgomery of Alamein: Kriegsgeschichte. Weltgeschichte der Schlachten und Kriegszüge. London 1968, dt. Ausgabe S.274
  2. Berner Felix: Gustav Adolf. Der Löwe aus Mitternacht. Augsburg 1996, S. 410 nach einer Beschreibung eines Pfarrers einer Odenwaldgemeinde
  3. Koniarek Klaus, www.koni.onlinehome.de/ausführliche biographien/gustav-a-frames.htm
  4. Berner, s.oben, S.467 ff.
  5. Öhmann/Hufschmied. Jahresbericht 2007 des Heeresgeschichtlichen Museums Wien
  6. Zugriff 12.2.2014
  7. Hantsch Hugo: Die Geschichte Österreichs, Band 1 bis 1648, Graz-Wien-Köln 1994,S.310
  8. Berner, s.oben, S . 328
  9. Zugriff 12.2.2014