tina_blau_selbstbildnis
Tina Blau, etwa 1885, Selbstporträt

Tina Blau gehörte zu den wichtigsten Wiener Künstlerinnen des späten 19.Jahrhunderts. Landschaftsbilder von überraschender Einfachheit und Unmittelbarkeit sind ihr zu verdanken: der Prater, die Krieau, die Türkenschanze, Ober-St. Veit, Grinzing, die Franz-Joseph-Kaserne, das äußere Burgtor. Das Gemälde »Frühling im Prater« machte internationale Karriere: 1882 erhielt sie eine Einladung zum Pariser Salon, wo das Bild, das sich nun in der Österreichischen Galerie befindet, prämiert wurde. Schon 1873 beteiligte sie sich an der Wiener Weltausstellung. Mit Olga Prager, Rosa Mayreder und Karl Federn gründete sie die »Wiener Kunstschule für Frauen und Mädchen«, an der sie selbst von 1898–1915 Lehrerin für Landschaft und Stillleben war. Auf ausgedehnten Studienreisen nach Böhmen, Mähren und Siebenbürgen entstanden ihre ersten großen Bilder. Ab 1890 beteiligte sie sich u. a. an Ausstellungen in München, Berlin, Dresden, Leipzig, Hamburg, Paris (1889) und Chicago (1893).

Tina Blau hatte ihr Atelier im Wiener Pater. Wie sie mit Hut und Kinderwagen bewaffnet durch die Auen wandelte, das Bild und die Malutensilien im Wagen verwahrt, wirkt »praktisch«, originell und romantisch zugleich.

Ihr Vater Simon Blau war Militärarzt und förderte ihre Neigung zur Malerei und ihre Ausbildung. Sie erhielt sie von den Malern August Schäffer, Anton Hanley, Wilhelm Lindenschmit (München) und dem Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler, Vater von Alma Mahler-Werfel. Mit Schindler hatte sie von 1875–1876 eine Ateliergemeinschaft, die im Streit endete. Schindler wurde von seiner Tochter als »Monument« und »der bedeutendste Landschaftsmaler der österreichischen Monarchie« bezeichnet. Er scharte einen kleinen Kreis von Künstlern um sich, zu denen auch Tina Blau gehörte: Marie Egner, Olga Wisinger-Florian, Carl Moll, Theodor von Hörmann, Hugo Darnaut. Bevorzugter Studienort dieser Landschaftsmalerschule, die als Inbegriff des »österreichischen Stimmungsimpressionismus« gilt, war ab 1885 das Schloss Plankenberg bei Neulengbach (Niederösterreich).

1883 heiratete Tina Blau den Pferde- und Schlachtenmaler Heinrich Lang, der mit der evangelischen Familie von Förster verwandt war. Mit ihm zog sie nach München, wo sie ab 1889 an der Schule des Münchner Künstlerinnenvereins Landschaft und Stillleben unterrichtete. 1890 konnte sie im Rahmen einer Spezialausstellung im Münchener Kunstverein 60 Werke, Bilder und Skizzen zeigen.

Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie zehn Jahre später nach Wien zurück und engagierte sich für die Kunstschule. Von den Einflüssen des Jugendstils blieb sie unberührt. 1917 veranstaltete das Künstlerhaus eine Gedächtnisausstellung für sie.

Sie wurde am Evangelischer Friedhof Simmering bestattet.

Nachleben:
Tina-Blau-Weg im 14. Bezirk

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 39 – 40.