Geboren am 13. Juli 1813 in Kopenhagen.
Gestorben am 17. Februar 1891 in Wien.

Dänisch-österreichischer Baumeister und Architekt

Theophil Hansen
Lithographie von Josef Bauer, 1880
Aus Wikimedia Commons

Hansen wurde als eines von sechs Kindern des Violinisten und Versicherungsangestellten Rasmus Hansen Braathen (1774-1824) aus Eiker (Buskerud, Norwegen) und Sophie Elisabeth Jensen geboren..

Seine Architekturausbildung an der Kopenhagener Kunstakademie unter Gustav Friedrich Hetsch, war vom französischen Klassizismus und dem Werk Karl Friedrich Schinkels bestimmt, er zeigte sich aber auch einem materialgerechten Bauen mit der Verwendung von Terrakotta und Rohziegel gegenüber aufgeschlossen.

In Athen, wohin Hansen 1838 seinem älteren Bruder, dem Architekten Hans Christian Hansen, gefolgte war, beschäftigte er sich intensiv mit der Erforschung der antiken und byzantinischen Denkmäler. Nach anfänglicher Zusammenarbeit mit dem Bruder, konnte er als Architekt bald auch eigene Bauten verwirklichen.

1846 folgte er einer Einladung Ludwig Försters nach Wien, um mit diesem in einer Ateliergemeinschaft zusammenzuarbeiten. Er kehrte aber immer wieder nach Athen zurück, um auch dort verschiedene Bauprojekte durchzuführen.
Hansen und Förster errichteten zusammen eine Reihe von Miethäusern, Villen sowie die Gustav Adolf-Kirche in Wien 6, Gumpendorfer Straße (1846–49), nahmen gemeinsam an einigen Konkurrenzen teil und wurden mit der Errichtung der Gewehrfabrik, der Werkstätten und des Waffenmuseums betraut.
Hansen war aber bestrebt, sich künstlerisch selbständig zu profilieren und 1852 wurde die Partnerschaft aufgelöst.

Bei den Bauten aus der Anfangsphase seiner selbständigen Tätigkeit dominierte eine dem Byzantinischen entlehnte Formensprache. Hauptaufgabe des nun selbständigen Architekten war zunächst der Bau des k.k. Hof-Waffenmuseum im Arsenal in Wien. Es folgten weitere Aufträge für militärische Kreise, auch nahm er an einigen Wettbewerben teil, erhielt von Erzherzog Leopold den Auftrag zur Umgestaltung von Schloss Hernstein, NÖ (1852) und einen Auftrag von Baron Sina für den Straßentrakt der griechisch-orthodoxen Kirche am Fleischmarkt (Wien 1, 1857). Der evangelischen Gemeinde bot er Pläne für die Bauten des neu zu errichtenden Matzleinsdorfer Friedhofs an (Wien 10, 1857), die erfreut angenommen wurden, und er blieb auch weiterhin für die evangelische Gemeinde tätig.

Später wurde Hansen zum herausragendsten Vertreter des an der Renaissance orientierten strengen Historismus (Neorenaissance), den er erstmals beim Palais Sina (Wien 1, Hoher Markt 8–9, 1859) und auch bei der kurz danach errichteten Schule der evangelischen Gemeinde am Karlsplatz (Wien 4, 1860) verwendete. Dieses Stils, von ihm Wiener Stil genannt, bediente er sich bis in die kleinsten Details der Inneneinrichtung, wodurch die von ihm konzipierten Bauten teilweise Züge von Gesamtkunstwerken annahmen.

Er trachtete aber auch in Wien danach, das Motiv des griechischen Tempels in seine Architektur einzugliedern – das von ihm geplante Haus des Wiener Musikvereins und sein bekanntestes Werk, das 1883 eröffnete Reichsratsgebäude (Parlament) in Wien wurden nach Vorbildern aus der griechischen Antike erbaut. Bei seinen späten Bauten, wie der Wiener Börse und Akademie der bildenden Künste, verwendet Hansen wieder italienische Renaissancemotive für die Fassadengestaltung.

Hansen war ein viel beschäftigter, auch international erfolgreicher, vielseitig tätiger Architekt, der auch Grabmäler und Denkmäler gestaltete sowie sich mit Innenraumgestaltungen und kunstgewerblichen Entwürfen für Möbel, Glas und Interieur-Details befasste. Er war auch ein gesuchter Juror bei verschiedenen Konkurrenzen, außerdem ein bedeutender und geschätzter Lehrer. Von 1868 bis 1883 lehrte er als Nachfolger Eduard van der Nülls an der Akademie der bildenden Künste.  Nach seinem 70.Geburtstag beendete er seine Lehrtätigkeit an der Akademie und löste sein Baubüro auf, behielt jedoch die im Bau befindlichen Projekte weiterhin im Auge.

Hansen wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt, seine Verdienste sind mit zahlreichen Orden belohnt worden. 1884 erhob ihn Kaiser in den österreichischen Freiherrenstand.

Er war evangelisch A.B. und Mitglied der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. Bestattet wurde er in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof (Gr. 14A/20); das Grabdenkmal schuf Carl Kundmann

Die Theophil-Hansen-Gasse im 23. Wiener Gemeindebezirk wurde 1928 nach ihm benannt.
Das Hansen-Denkmal am Pfeiler der Parlamentsrampe rechts vom Haupteingang wurde von Hugo Haerdtl 1905 geschaffen.

 

 

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