Gestorben am 17. September 1524 in Wien

Evangelischer Märtyrer

Luthers Schriften und Lehren waren rasch nach Wien vorgedrungen. Paul Speratus hatte im Wiener Stephansdom gepredigt, der Buchdrucker Hans Singriener druckte allerlei Schriften nach, und es gab gar nicht wenige, die ihrem Unwillen über Glaube und Lehre ihrer Kirche Ausdruck verliehen. Die meisten aber ließen es bei einer Kritik an den äußerlichen Umständen bewenden. Nur wenige drangen zum Kern der Auseinandersetzungen durch.

Zu diesen gehörte der Bürger Kaspar Tauber. Er war vorher nicht besonders aufgefallen, vielmehr hatte er am kirchlichen und bürgerlichen Leben der Stadt den üblichen Anteil genommen. Nun aber ließ er eine Schrift erscheinen, in der er nicht nur die Irrtümer und Missbräuche in der Kirche aufzeigte, sondern vom Priestertum aller Gläubigen schrieb. Obwohl die Schrift nicht erhalten ist, kann aus der Anklage gegen Tauber auf den Inhalt geschlossen werden.

Tauber wurde eingekerkert und der Ketzerei beschuldigt. Er war bereit zu widerrufen und sollte an drei Sonntagen barhäuptig und barfuß, einen Strick um den Hals und eine brennende Kerze in der Hand widerrufen. Vor der Domkirche wurde ein Schaugerüst zu diesem Zweck errichtet. Tauber aber widerrief nicht, sondern meinte, er könne nicht widerrufen, das Wort Gottes sei auf seiner Seite, und er wolle bei dem Wort seines Gottes beharren, darin sterben und genesen. Alle weiteren Versuche, ihn zu einem Widerruf zu bewegen, blieben vergeblich. Das bedeutete das Todesurteil.

Am Morgen des 17. September 1524 wurde er zur Richtstätte am Donauufer gefahren. Auf dem Wege dorthin dankte er Gott, dass ihn dieser gewürdigt habe, um seines Wortes willen zu sterben. Vor seiner Hinrichtung betete er mit Jesus: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“.

Auch wenn nicht alle seine Ansichten dem entsprochen haben, was Luther lehrte, zählt er doch zu den evangelischen Märtyrern in Österreich. Luther selbst nahm von seinem Martyrium Kenntnis, und im Jahr nach seinem Tode erschien ein vielstrophiges Lied über Tauber: „In Gott hab ich gehofft, ich werde nicht fürchten, was mir tun wird der Mensch.“

 

Gustav REINGRABNER: Eine Wolke von Zeugen – Caspar Tauber
In: Glaube und Heimat 1988, S.38-39.

 

Die Taubergasse im 17. Wiener Gemeindebezirk Hernals – im 16. Jahrhundert eine Hochburg des Protestantismus – wurde 1894 nach ihm benannt.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Rudolf LEEB: Eine Stadt im Aufruhr. Wien und die frühe Reformation. In: Brennen für den Glauben. Wien : Wien Museum [2017], S. 118ff