Wilhelm Braumüller, Lithographie von Josef Kriehuber, 1838 (Originallithographie der Albertina, Wien)

Der lutherische Pfarrerssohn Wilhelm BRAUMÜLLER, geboren am 19.3.1807 Zillbach/D, gestorben am 25.7.1884 in Wien, verhalf dem österreichischen Buchhandel, der im 19.Jahrhundert nicht gerade florierte, zu Weltruf.
Sein Vater, Pfarrer Johann Michael Braumüller (1766-1820), hat seinen Söhnen neben der Liebe zur Natur jene zum Wissen auf ihren Lebensweg mitgeben. Nach seinem frühen Tod gingen beide Brüder 1820 in die Lehre nach Eisenach. Die befreundeten Familien Cotta und Schnell und die Brüder der Mutter förderten Wilhelm Braumüllers Interesse für Literatur. Mit 19 Jahren kam er als Gehilfe in die Gerold’sche Buchhandlung nach Wien. Bereits zehn Jahre später wurde er mit Ludwig Wilhelm Seidel Teilhaber an der Buchhandlung „Ritter von Mösles Witwe.“; 1840 erwarben die beiden Gesellschafter das gesamte Unternehmen. 1837 heiratete Wilhelm Braumüller die Tochter des k.k. Hof- und Universitätsbuchhändlers Michael Lechner, Maria Anna Lechner (1817-1880), machte sich 1848 selbständig und gehörte bald zur Spitze des Österreichischen Buchhandels und Verlagswesens.
Mit der typografischen Qualität, die Braumüller sorgfältig entwickelte, seinem Interesse für Literatur und einer guten Ausbildung gelang es ihm, eine große Zahl literarischer Notabilitäten der einheimischen Szene zu gewinnen. Auch für viele ausländische Hoch- und Fachschulen wurde er zum wissenschaftlichen Verlag erster Wahl.
1840 erhielt Wilhelm Braumüller das Bürgerrecht, 1846 wurde ihm die Bezeichnung k.k. Hofbuchhandlung verliehen, ab 1865 k.k. Univ.-Buchhandlung, 1867 wurde er in den erblicher Adelsstand erhoben, erhielt 1871 den Orden der Eisernen Krone durch Kaiser Franz Joseph, von der medizinische Fakultät der Universität Würzburg das Ehrendoktorat und auf verschiedenen internationalen Ausstellungen Preise. Als alleiniger Buchhändler der Akademie der Wissenschaften und ab 1855 mit der Berechtigung, die kaiserlichen Archive zu benutzen, entstand eine Reihe umfangreicher historischer, vor allem biografischer Werke. 1875 umfasste der Verlagskatalog bereits 750 Titel.
Wilhelm Braumüller war evangelisch A.B. und wurde am Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf bestattet. Die Braumüllergasse im 17. Bezirk ist nach ihm benannt.

Seinen Sohn Wilhelm Ritter von BRAUMÜLLER (1838-1889) trat als Teilhaber in die ab 1868 als „Wilhelm Braumüller & Sohn“ firmierende Sortimentsbuchhandlung am Graben 21 ein und führte nach dem Tod des Vaters das umfangreiche Geschäft gemäß den von seinem Vater übernommenen Traditionen weiter, bis er relativ früh am 30. Dezember 1889 starb.

Da sein ältester Sohn Wilhelm Ritter von Braumüller (geb. 1861) bereits 1888 verstorben war, wurde die Firma mehrere Jahre durch langjährige Mitarbeiter des Hauses geleitet, bis Adolf Ritter von BRAUMÜLLER (geb. 1868) und Rudolf Ritter von BRAUMÜLLER (geb. 1870), die Enkel des Begründers der Firma, am 1. Januar 1894 als öffentliche Gesellschafter in die Firma eintraten und die Geschäfte übernahmen.

Als Folge des Ersten Weltkriegs geriet die Verlagsbuchhandlung in finanzielle Schwierigkeiten und wurde 1915 von Adolf und Rudolf Braumüller an die Druckerei Jasper verkauft. Mit den Gesellschaftern Friedrich Jasper und Alfred Leithe-Jasper gelangt das Unternehmen in die Familie der heutigen Konstanze Borovansky, die seit 2002 als Geschäftsführerin im Verlag tätig ist und den Verlag Braumüller in fünfter Generation der Familie Jasper leitet.

 

Siehe auch:

  • Der Verlagsbuchhandel
    Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 189 – 192

 

Weblinks (Auswahl):