(eigentlich Wilhelm Alexander von Schoeller)

Geboren am 12. Juni 1805 in Düren in Nordrhein-Westfalen.
Gestorben am 11. November 1886 in Wien.

Großindustrieller und Großunternehmer sowie Bankier.

Lithographie von Adolf Dauthage, 1861;
Foto v. Peter Geymayer. Aus Wikimedia Commons

Er trat früh in die väterliche Textilfabrik ein, bereiste ganz Europa und kam dann als Geschäftsführer nach Wien. 1833 machte er sich als Großhändler selbständig. Von Anfang an war sein Streben auf Expansion ausgerichtet. Sein Handelshaus erweiterte er um eine Banksparte, die ursprünglich. in erster Linie für die Finanzgeschäfte der Familienunternehmen bestimmt war, und aus der sich dann schließlich die Schoellerbank entwickelte. Alexander von Schoellers überragende Bedeutung für das Wirtschaftsleben der österreichisch-ungarischen Monarchie lag allerdings in erster Linie in den ab 1843 von ihm initiierten industriellen Gründungen und Beteiligungen – sie reichten von der metallverarbeitenden Industrie über die Schwer- bis zur Lebensmittelindustrie. Rasch nacheinander gründete er die Messingfabrik Triestinghof und mit Alfred Krupp als Finanzier in Berndorf, Niederösterreich, die Berndorfer Metallwarenfabrik . Da Alexander von Schoeller »nur« Kaufmann war, nahm er noch Alfreds Bruder Hermann Krupp als Techniker mit dazu. Dieses Unternehmen ging nach Hermanns Tod ganz in den Besitz von Arthur Krupp über.

Zuerst auf Besteckerzeugung aus Neusilber spezialisiert, setzte ab den 1850er Jahren mit dem auf der Grundlage galvanischer Versilberung neu entwickelten Alpacca ein rascher Aufschwung 1867 ein. Für die Rohstoffversorgung erwarb Schoeller die »Nickelhütte« in Losoncz. Berndorf und später Ternitz entwickelten sich zu wichtigen österreichischen Industriestandorten. Die Metallwarenfabrik war 1881 die erste Fabriksanlage mit elektrischer Beleuchtung und hohen sozialen Standards: 1847 eine Arbeiterkrankenkasse, 1867 eine Arbeiterunfallversicherung; Anstellung eines Fabriksarztes, schulische Angebote, Begünstigungen beim Bau von Arbeitereigenheimen.

1862 kaufte Schoeller das »Eisen- und Stahlwerk in Ternitz« und wandelte es mit seinen Teilhabern zur »Ternitzer Walzwerk- und Bessemer Stahlfabrikations AG« um. Für die Rohstoffe kaufte er die »Kronprinz-Rudolph-Hütte« bei Wien. Dazu kamen die »Hirschwanger und Edlacher Eisenwerke« bei Reichenau an der Rax und die Beteiligung an Kohlebergbau-Unternehmungen. Ebenso stieg er in die Lebensmittelbranche ein. Er wollte sich vor allem auf Rübenbau und Rübenverarbeitung für die Zuckerindustrie konzentrieren. Die »Leipnik-Lunderburger Zuckerfabriken AG« sicherte ihm eine führende Position in dieser Branche. In Ebenfurt bei Wiener Neustadt errichtete er den größten Mühlenbetrieb der Monarchie.

Man fragt sich mit Recht, was er eigentlich nicht unternommen hat. So engagierte er sich auch bei verschiedenen Bahnbauprojekten. 1862 beteiligte er sich am Hütteldorfer Brauhaus, 1869 an der »Allgemeinen Österreichischen Baugesellschaft« (der heutigen PORR), die 1874 die Linzer Schiffswerft kaufte und an der 1880 gegründeten »Aktiengesellschaft der Brünner Kammgarnspinnereien«. 1878 kaufte er die Neunkirchner »Schrauben- und Mutternfabrik« und 1884 die »Hirschwanger Holzschleiferei und Zellulosefabrik«. Freie Mittel wurden in Aktien, Banken und Versicherungen angelegt. Zu seiner überragenden wirtschaftlichen Machtstellung kam seine bedeutende gesellschaftliche Stellung: Kaiserlicher Rat, 1863 als Träger der Eisernen Krone III. Klasse nobilitiert, Presbyter (1862-1866) in der Evangelischen Pfarrgemeinde H.B. Wien, Mitglied der  Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. Dazu gehörte er unzähligen Verwaltungsräten und Körperschaften, dem Gewerbegericht und dem Industriellenklub an. 1855 wirkte er bei der Gründung der »k.k. privilegierten Österreichischen Kredit-Anstalt für Handel und Gewerbe« maßgeblich mit.

Ab 1868 gehörte Alexander von Schoeller dem Herrenhaus des österreichischen Reichsrates als »lebenslängliches Mitglied« an.

Er war evangelisch H.B. und wurde am Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf bestattet.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 131-132.

 

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