Die Familie Essl sind aus Kärnten stammende Unternehmer und Sammler. Ihre Vorfahren ließen sich im 16. Jahrhundert aus Thüringen kommend nach Dürrnberg bei Hallein als Bergknappen nieder und wurden von dort im Jahr 1700 vertrieben. Auf ihrem Weg nach Italien fand ein erkrankter Sohn bei vlg. Kanzian in Stranig (Gemeindegebiet Kirchbach im Bezirk Hermagor) Aufnahme und entschied sich, zu bleiben.
Die bekanntesten Mitglieder der Familie sind:

Georg Essl I. (geboren am 17. August 1861 in Reisach im Gailtal, gestorben am 20. Januar 1940), ein Kaufmann, Unternehmer und Sammler. Aus einfachsten Verhältnissen kommend arbeitete er sich nach dem Militärdienst und Reisen, die ihn bis nach Ägypten sowie Palästina und zur Basler Mission in Jaffa geführt hatten, in seiner Heimat zu einem erfolgreichen Kaufmann empor. Vermutlich angeregt durch das in der Fremde Gesehene begann er heimatliche Volkskunst zu sammeln und wurde zum der Begründer des Gailtaler Heimatmuseums.

Sein Sohn Georg Essl II. (geboren 1906, gestorben 1985) übernahm 1932 den Handelsbetrieb, baute ihn zum Gailtaler Großhandel mit Waren aller Art aus. Daneben setzte er die Sammlertätigkeit für das Familienmuseum mit derselben Leidenschaft wie sein Vater fort. 1982 wurde das Schloss Möderndorf für die Sammlung des Gailtaler Heimatmuseums erworben. Im Jahr 2000 übergab die Familie Essl das Schloss der Stadtgemeinde Hermagor-Pressegger See.

Georg Essl III. (geboren am 18. Dezember 1931 in Hermagor, Kärnten; gestorben am 1. Februar 2022), Unternehmer und Erfinder, war ein Sohn von Georg Essl II. Als 1958 das väterliche Einzelunternehmen in vier separate Firmen aufgeteilt wurde, übernahm Georg Essl III. die Sparte der Rucksackerzeugung, die sein Vater nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut hatte, und baute sie zur Georg Essl Rucksack und Taschenfabrik GmbH in Hermagor aus.

Rucksackfabrik, August 2019.
Aus: Wikimedia Commons

Ende der 1960er Jahre entwickelte er auf Grund seiner Erfahrungen beim Bergwandern und bei der Rucksackherstellung „Die Körpergerechte Schultasche Federleicht“. Sie bestand aus einem reißfesten, wasserdichten Nylonstoff und war mit fluoreszierenden Signalfarben sowie Reflektoren ausgestattet, was die Sicherheit der Träger im Verkehr erhöhte. Nach Ablauf der Patente und Schutzrechte ahmen auch andere Hersteller diese neue Bauart von Schultaschen nach. Bald setzten sich die Leichtschultaschen auf dem deutschsprachigen Markt durch und verdrängten die herkömmlichen aus Leder.
2005 veröffentlichte Georg Essl III. das Buch „Über die Gier“, in dem er seine Erfahrungen mit Geschäften an der Börse und mit dem Roulette-Spiel in Spielkasinos verarbeitete.

Karlheinz Essl senior (geboren am 16. April 1939 in Hermagor, Kärnten), ein Unternehmer und Kunstsammler. Er ist ein Bruder von Georg Essl III. sowie der Vater des Komponisten Karlheinz Essl (geboren 1960) und des Unternehmers Martin Essl (geboren 1962).
Karlheiz Essl senior besuchte die Handelsschule in Graz, es folgten Aufenthalte in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und in den USA, wo er die damals aufkommende Entwicklung der Supermärkte studierte. Nach seiner Rückkehr trat er in das Unternehmen seines Schwiegervaters Fritz Schömer ein und baute es aus. 1976 gründete er die Baumarktkette Baumax, die nicht nur in Österreich, sondern auch in zahlreichen ost- und mitteleuropäischen Ländern Märkte betrieben hat. Am Höhepunkt seiner unternehmerischen Laufbahn zählte Karlheiz Essl zu den reichsten Österreichern. 1995 wurde er mit dem Titel WU-Manager des Jahres ausgezeichnet. Ab 2011 geriet das Unternehmen Baumax zunehmend in eine existenzielle Krise und nach hohen Verlusten im Geschäftsjahr 2013 musste sich die Familie Essl trotz zuvor eingeschossener liquider Mittel aus dem Unternehmen Baumax zurückziehen. Das Unternehmen fiel an die Gläubigerbanken, die 2015 die Zerschlagung der Baumax-Gruppe anordneten.

Rückseite des ESSL-Museums, Foto Patek, Jänner 2011.
Aus Wikimedia Commons

Seit den 1970er Jahren hat Karlheinz Essl senior gemeinsam mit seiner Gattin Agnes eine der größten privaten Sammlungen der Gegenwartskunst in Österreich aufgebaut. Für die Familie Essl war es immer wichtig, dass ihre Sammlung öffentlich ist. Daher wurde die 1987 nach Plänen von Heinz Tesar errichtete Baumax-Zentrale in Klosterneuburg, das Schömer-Haus, auch als Galerie für die Sammlung Essl konzipiert. Nachdem sich die Integration der Sammlung ins Museumsquartier Wien zerschlagen hatte, ließ das Ehepaar Essl im Jahr 1999, ebenfalls von Heinz Tesar, das Essl Museum in Klosterneuburg errichten.
Auf Grund von Problemen bei Baumax geriet das Essl-Museum ebenfalls in Schwierigkeiten. Daraufhin erwarb Hans Peter Haselsteiner 2014 die Mehrheit an der Kunstsammlung, die auf Wunsch der beiden Besitzer weiterhin bestehen und der Öffentlichkeit zugängig bleiben sollte. Am 1. Juli 2016 musste jedoch der Museumsbetrieb in Klosterneuburg aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Im Februar 2017 wurde die Sammlung Essl offiziell der ALBERTINA Wien, zunächst als Dauerleihgabe bis 2044, übergeben. 2018 entschloss sich Prof. Karlheinz Essl gemeinsam mit seiner Frau Agnes und seinem Sohn Martin, deren verbliebene Anteile an der Sammlung Essl der Albertina zu schenken.

 

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