Marie Luithlen geb. Hanke aus preußisch Schlesien gründete 1861 in Wien die »Evangelische Lehr- und Erziehungsanstalt für Töchter gebildeter Stände« und formte diese 1890 in ein Lyzeum um. Nach ihrem Tod übernahm ihre Tochter Martha Luithlen die Leitung der Schule, die sie bis zu deren Auflösung durch die Nationalsozialisten 1938 behielt.

Marie Luithlen (geboren am 1. November 1826 auf Schloß Eisemost, preuß. Schlesien (Żelazny Most/Pl) als Sophie Amalie Josephine Maria Hanke; gestorben am 9. April 1893 in Wien), war die Tochter des Offiziers und Rittergutsbesitzers Joseph Hanke. Sie besucht die Lehrerinnenbildungsanstalt in Berlin und war danach an einer Privatschule in England tätig. Nachdem sie während eines Wien-Besuchs festgestellt hatte, dass es hier kaum Mädchenschulen gab, legte sie 1860 die Vorsteherinnenprüfung in Schlesien ab und gründete 1861 nach deutschem Muster mit der »Evangelische Lehr- und Erziehungsanstalt für Töchter gebildeter Stände« die erste höhere Mädchenschule in Wien. Sie begann den Unterricht mit einer Freundin, 1863 kam Victor Luithlen als Lehrer dazu. Am 14. September 1864 heiratet sie den Pädagogen und leitete mit ihm, nach seinem Tod alleine, diese Anstalt. 1890 formte sie die Schule in ein 6klassiges Lyzeum um, welches hohes Ansehen erlangte.
Marie Luithlen und ihr Gatte hatten drei Kinder: den Dermatologen Friedrich Luithlen, den Eisenbahntechniker Hugo Luithlen und Martha Luithlen, die die Schule nach dem Tod der Mutter weiterführte. Sie war evangelisch H.B.

Martha Marie Josephine Luithlen (geboren am 7. Februar 1866 in Wien; gestorben am 17. August 1943 Wien), die Tochter von Marie und Victor Luithen, absolvierte 1890 Lehrerinnenprüfung für Bürgerschulen und folgte 1893 ihre Mutter als Leiterin des Mädchenlyceum. 1916/17 wandelte sie das Lyzeum in ein Reformrealgymnasium um. Die Schule hatte ab 1905 die Adresse Tuchlauben 14. Ab 1922 war die »Mädchenmittelschule Luithlen« eine staatlich subventionierte Vereinsschule unter der Leitung von Martha Luithlen. Es findet sich im Rahmen des Projektes »Unbekanntes Wien« ein Hinweis darauf, dass in dieser Schule auch ein Standort der von Olga Prager und Rosa Mayreder gegründeten »Kunstschule für Frauen und Mädchen« war, an der auch Tina Blau unterrichtet hatte. 1938 bereiteten die Nationalsozialisten der Schule ein jähes Ende – sie wurde aufgelöst.
Martha Luithlen war evangelisch. A. B.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 105.