Schausteller, Praterunternehmer

August SCHAAF (geboren am 20.1.1821 in Leipzig/D, gestorben am 7.1.1885 in Wien) ist der Ahnherr der Praterdynastie Schaaf. Ursprünglich ein Marktfahrer ergab sich aus seiner Freundschaft mit einem Puppenspieler, dass er selbst zum reisenden Schausteller wurde. Großen Erfolg hatte er mit seiner Menagerie, weil er die Tiere nicht nur ausstellte, sondern Seelöwen, Riesenschweine und Affen auch dressierte. Er heiratete 1853 und ließ sich 1865 im Wiener Prater nieder. In seinem Panoptikum zeigte er Figuren aus Gips wie siamesische Zwillinge und Indianer, aber auch lebende Abnormitäten wie das schöne Riesenkind Emilie Folke, Riesendamen, Drillinge und Zwerge. Bald nannte man ihn den »König der Bankisten« (Inhaber eines Schaugeschäfts).

Sein Sohn Friedrich Carl SCHAAF (geboren am 21.7.1859 in Harzburg/D, gestorben am 8.9.1935 in Wien). besuchte die Evangelische Schule am Karlsplatz. Mit seinem Freund Carl Hagenbeck bereiste er Südamerika, gründete dann aber seine Familie in Wien. Er errichte viele Betriebe und war für Neuheiten zu haben: 1896 die Schaukelpferde, 1899 die erste Notenblattorgel, 1902 den elektrischen Karussellantrieb, 1908 den Winterbetrieb im Prater und das erste elektrische Autodrom. Sein 1911 erbautes 19 Meter hohes Aeroplankarussell machte gewaltigen Eindruck auf die Wiener. Hermann Leopoldi widmete diesem Wunderwerk seinen Erfolgsschlager »Schön ist so a Ringelspiel, des is a Hetz und kost’ net viel …«.

Karl Johannes SCHAAF (geboren am 7.5.1888 in Wien, gestorben am 17.7.1946 in Wien) übernahm den ständig wachsenden Betrieb nach dem Tod seines Vaters Friedrich Carl Schaaf. Er war technisch hochbegabt, dazu kamen seine menschlichen Qualitäten: Man sagte von ihm, er sei einer jener seltenen Menschen, die in jeder Lage hilfsbereit sind, ohne jemals einen Gegendienst zu beanspruchen. Als technisches Universalgenie konstruierte er immer neue Attraktionen. Trotz des Krieges und nachdem die SS den Prater in den letzten Kriegstagen in Brand gesteckt hatte, wobei bis auf drei Ringelspiele alles vernichtet wurde, hat er ihn mit seiner Familie nicht verlassen. Der Krieg hatte allerdings seine Gesundheit zerstört, 1946 starb er. Aber einige Monate zuvor hatte er bereits mit dem Wiederaufbau begonnen.

Sein Sohn Alexander SCHAAF (geboren 1923, gestorben 1996) führte das Schaaf-Imperium – 65 von 200 Praterbetrieben – für den Rest des Jahrhunderts. »Praterkönig« wurde er zu Recht tituliert. Seine Sorge galt auch seiner Branche. So saß er führend in allen Pratergremien, gründete den Wiener Schaustellerverband und die katholische bzw. evangelische Praterseelsorge.

Die Genannten waren evangelisch A.B. und wurden in der Familiengruft auf dem Evangelischen Friedhof Simmering bestattet.

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 176-177.

 

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