Adolf Zsigmondy (geboren am 24.4.1816 in Pressburg/SK, gestorben am 23.6.1880 in Wien) begann sein Studium an der Universität Pest und setzte es in Wien fort, wo er 1840 zum Dr. med. und Mag. der Geburtshilfe, 1843 zum Dr. chir. und 1853 zum Zahnarzt promovierte. Der Chirurg Franz Schuh an der Chirurgischen Abteilung in Wien wurde sein Lehrer. Ab 1848 war Adolf Zsigmondy Primararzt im Leopoldstädter Strafhaus und leitete während der Belagerung von Wien ein Notspital für Verwundete. Als das Strafhaus nach Stein verlegt werden sollte, wandte sich Zsigmondy von der Chirurgie ab und beschloss, Zahnarzt zu werden. 1857 wurde er Primar der Zweiten Chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus und widmete sich parallel dazu der Zahnheilkunde, für die er sich 1868 in Wien habilitierte. Seine Sammlung künstlicher Gebisse wurde auf der Pariser Weltausstellung von 1878 preisgekrönt. Die noch heute gebräuchliche Bezeichnung der Zähne gemäß der Federation Dentaire Internationale geht auf ihn zurück (Zahnschema nach Zsigmondy). Seine Söhne waren Otto, Emil, Richard und Karl.

Emil Zsigmondy (geboren am 11.8.1861 in Wien, gestorben am 6.8.1885 in Dauphine/F) war einer der hervorragendsten Vertreter des führerlosen Bergsteigens, der schon jung durch Touren in den West- und Ostalpen für Aufsehen sorgte. Mit seinem Bruder Otto Zsigmondy bildete er eine europaweit bekannte Seilschaft. Zu den herausragenden Begehungen zählen die Erstersteigung des Feldkopfs (Zillertaler Alpen, 1879), heute Zsigmondyspitze, 3087 m; die Reichenstein-Nordwand (Ennstaler Alpen, 1884) und die erste Gesamtüberschreitung der Meije (1885). Er wurde wie der Vater Arzt und promovierte 1884, jedoch fand seine Karriere durch die Leidenschaft für das Bergsteigen ein plötzliches Ende. Mit 24Jahren stürzte Emil Zsigmondy bei dem Versuch der gemeinsamen Erstbegehung der Meije-Südwand ab. Er betätigte sich auch als Schriftsteller und verfasste Bücher zum Thema Bergsteigen.

um 1880, von Schlesinger. Aus Wikimedia Commons

Otto Zsigmondy (geboren am 6.1.1860 in Wien, gestorben am 30.6.1917 in Wien), ebenfalls Mediziner, war durch den Absturz seines Bruders so traumatisiert, dass er seine Habilitationsschrift nicht vollendete und seine wissenschaftliche Karriere abbrach. 1894 wurde Otto Zsigmondy Präsident des Österreichischen Alpenclubs. Nach ihnen heißt die Zsigmondy-Hütte, die sich in den Sextner Dolomiten, Südtirol, in 2224 m Höhe befindet.

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Ihr Bruder Richard Zsigmondy (geboren am 1.4.1865 in Wien, gestorben am 24.9.1929 in Göttingen/D) erhielt 1925 den Nobelpreis für Chemie. Die Koagulation von kolloiden Lösungen, die Erfindung des Immersions-Ultramikroskops, mit dem er Partikel in einer Größe von einem Millionstel Millimeter (Nanometer) auflösen konnte, und die Erfindung des Membranfilters und des Ultrafeinfilters brachten ihm zahlreiche Anerkennungen und den Nobelpreis. Nach seinen Studien der Chemie an der Technischen Hochschule Wien, in München und Erlangen, promovierte 1889 und ging von 1893 bis 1897 nach Graz, wo er sich auch habilitierte. Von 1909 bis 1929 arbeitete er als Professor und Direktor des Instituts für organische Chemie an der Universität Göttingen.

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Der andere Bruder, Karl Zsigmondy (geboren am 27.3.1867 in Wien, gestorben am 15.10.1925 in Wien), wurde Mathematiker. Bereits seine Dissertation »Uber die Eigenschaften der Binominal-Reihe und einige Auswirkungen derselben« zeigte seine zukünftigen Interessen. Nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Wien studierte er Zahlentheorie in Berlin, danach auch in Göttingen und Paris. 1893 kehrte er nach Wien zurück, um sich zu habilitieren. Als Dozent hielt er Vorlesungen über die Theorie der Kettenbrüche, Kugelfunktionen, die näherungsweise Berechnung von Funktionswerten, arithmetisch-algebraische Analysen sowie über Differenzial- und Integralrechnung. Gleichzeitig arbeitete Karl Zsigmondy als Assistent an der Wiener Technischen Hochschule. 1899 war er bereits Honorarprofessor und 1902 Extraordinarius und erhielt schließlich 1905 eine Berufung als ordentlicher Professor an die Deutsche Technische Hochschule in Prag. Doch schon ein Jahr später kehrte er als Ordinarius an die Wiener Technische Hochschule zurück, wo er Vorstand der Lehrkanzel für Mathematik I und ab 1921 bis zu seinem Tod 1925 für Mathematik II war. Für die Studienjahre 1916/17 bzw. 1920/21 wählte ihn das Professorenkollegium zum Dekan sowie 1918/19 zum Rektor der Hochschule.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 162-163.