Geboren am 29. September 1803 in Eufingen, Nassau.
Gestorben am 10. Juni 1873 in Wien.

Theologe, Superintendent

Lithographie von Ed. Kaiser, 1861.
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Franz studierte Philosophie und Theologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und an der Georg-August-Universität Göttingen. Eine praktische Ausbildung erhielt er am Predigerseminar in Herborn. Anschließend wirkte er als Kandidat im Herzogtum Nassau.

1829 wurde er als zweiter Pfarrer in der Reformierten Stadtkirche in Wien angestellt. 1835 übernahm er das Amt des ersten Pfarrers und wurde im selben Jahr zum geistlichen Rat helvetischer Konfession im k.k. Evangelischen Consistorium H.C. bestellt.

1838 ist er als Nachfolger von Justus Hausknecht zum reformierter Inner- und Niederösterreichischer Superintendent ernannt worden und bekleidete damit das höchste Amt in der Evangelischen Kirche H.B. in Österreich.

Als mit dem Revolutionsjahr 1848 eine entscheidende Epoche für die rechtliche Gestaltung der Evangelischen Kirche in Österreich anbrach, wurde Franz zum führenden Vertreter des österreichischen Protestantismus. Seine überragende Persönlichkeit, sein rastloses Wirken als Pfarrer und Mann der Gesamtkirche hat großen Eindruck auf die Zeitgenossen gemacht.

Seine Kasualpredigten waren berühmt. In seiner Gemeinde führte Gottfried Franz das Württembergische Gesangbuch ein, rief einen Waisenfonds ins Leben und gab 1858 den „Heidelberger Katechismus“ für die Konfirmanden heraus.

Als Superintendent förderte er die Gründung neuer Gemeinden in seiner Diözese, wie die reformierten Gemeinden Laibach, Cilli, sowie Bregenz mit Feldkirch.

1861 wurde Gottfried Franz für eine Gesetzgebungsperiode in den Landtag von Niederösterreich gewählt, lehnte jedoch später eine Kandidatur für den Reichsrat ab.

1862 zum Superintendenten wiedergewählt, wurde er am 8.August 1862 er als neugewählter Superintendent der Wiener Superintendenz H.B. bestätigt .

Auf der ersten Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. im Jahr 1864 wurde er zu einem der beiden Vorsitzenden bestimmt. Die auf dieser Synode beschlossene Kirchenverfassung mit ihrer presbyterial-synodalen Grundstruktur basiert auch auf seinen Vorschlägen.

Er hat sich auch an der Gründung eines österreichischen Zweigs der Gustav-Adolf-Stiftung (damals für die deutsch-slavische Länder) beteiligt, dem er ab 1862 als Obmann vorstand, und bemühte sich besonders um die Errichtung eines evangelischen Schulhauses sowie des Evangelischen Friedhofs Matzleinsdorf, wo er auch seine letzte Ruhe fand.

Gustav Franz wurde 1861 Ritter des königlich preußischen Roten Adlerordens III.Klasse und erhielt 1863 das Ehrendoktorat der kaiserl.königl. Evangelisch-theologischen Fakultät in Wien. Ein Teil seiner reichhaltigen wissenschaftlichen Bibliothek wurde der Fakultät geschenkt.

Er war seit 1833 mit Marie Feodora Plattensteiner, die aus einer prominenten Nürnberger Familie stammte, verheiratet. Sein Sohn Rudolf Freiherr von Franz wurde 1884  zum Präsidenten des k.k. evangelischen Oberkirchenrates A.u.H.B. ernannt. Seine Tochter Ida war die Gattin von Ludwig (Louis) Wittgenstein.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur:

  • Peter Karner: Reformierte Pfarrer und Lehrer. In: Peter Karner (Hrsg.), Die evangelische Gemeinde H.B. in Wien. Deuticke, Wien 1986, ISBN 3-7005-4579-7.
  • Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 204.

 

Quellen

  • Grundbuch über die dem Kaiserl.Königl. Consistorium Helvet. Confession in Wien unterstehende evangelische Geistlichkeit und deren Gemeinden in den Kronländern Oesterreich, Steiermark, Krain, Triest, Böhmen, Mähren, Galizien, Bukowina und Schlesien. Angefangen im Jahr 1783, S.1. (Digitalisat https://ekioe.topothek.at/?doc=1347287  Blatt 5+6)
  • Grundbuch respektive Personal-Stand der zwei Consistorien Augsb. und Conf. vom Jahr 1785 angefangen, Seite 41+35 (Digitalisat https://ekioe.topothek.at/?doc=1347286 Blatt 22+20)
  • Grundbuch respective Personal-Stand des k.k. evang. Oberkirchenrathes Augsburger und Helvetischer Confession, Seite 59 (Digitalisat https://ekioe.topothek.at/?doc=1347285 Blatt 26)