Geboren am 29. November 1803 in Hamburg.
Gestorben am 15. Mai 1879 in Rom, Italien.

Architekt und Kunsttheoretiker

Gottfried Semper 1870; Fotograf Johannes Ganz.
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Gottfried Semper zählt zu den bedeutendsten Architekten und Kulturtheoretikern des 19.Jahrhunderts im deutschen Sprachraum und gilt als Vertreter des Historismus, insbesondere der Neorenaissance, und als Mitbegründer der modernen Theaterarchitektur. Trotz umfangreicher Planungsarbeit ist die Anzahl seiner realisierten Bauten nicht groß – viele seiner Projekte sind Papierarchitektur oder unvollendet geblieben.

Von größter Bedeutung ist jedoch Sempers theoretisches Werk: Mit seinem 1851 vollendeten Manuskript „Die vier Elemente der Baukunst“ nahm er im Streit um die Polychromie der antiken Bauten Stellung und „Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten“, dessen 2.Band er 1863 publizierte, ist eines der bedeutendsten universalen Theoriegebäude der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts und hat eine breite Rezeption erfahren. Des Weiteren übte Semper durch seine Lehrtätigkeit Einfluss aus.

Gottfried Semper war ein Sohn des wohlhabenden Wollfabrikanten Gottfried Emanuel Semper (1768–1831) und der aus einer hugenottischen Familie stammenden Johanna Marie geb. Paap (1771–1857). Er besuchte die Hamburger Gelehrtenschule des Johanneums und hat danach an der Universität Göttingen Mathematik und Geschichtswissenschaft sowie in der Architekturklasse der Kunstakademie München und kurzfristig in Paris an der privaten Bauschule bei Franz Christian Gau studiert, ohne einen regulären Abschluss zu machen. Nach einem Volontariat beim Hafenbauamt in Bremerhaven und einer mehrjährigen Studienreise, ließ er sich 1833 in Hamburg als freier Architekt nieder und publizierte seine ersten Schriften. 1834 wurde er auf Empfehlung Gaus Professor für Baukunst und Vorstand der Bauschule an der Dresdner Kunstakademie. Neben der Reorganisation des Schulbetriebs entfaltete er in Dresden eine umfassende Tätigkeit als Architekt, wobei er insbesondere mit monumentalen Projekten für den Hof befasst war, was seinen Ruf, ein herausragender Baumeister zu sein, begründete.

Als überzeugter Republikaner kämpfte er 1849 während des Dresdner Maiaufstandes an vorderster Front für bürgerliche Grundrechte, wurde nach dessen Niederschlagung steckbrieflich gesucht und durchlebte daraufhin Jahre ohne größere Aufträge im Pariser und Londoner Exil. Während dieser Zeit war er in erster Linie mit theoretischen Arbeiten befasst.

1852 erhielt er einen Lehrauftrag am neugegründeten Department of Practical Art der School of Designs in London, erledigte in den folgenden Jahren einige Gelegenheitsaufträge und konzipierte mehrere große Projekte für London, die jedoch alle nicht zur Ausführung gelangten.

1855 folgte Semper einem Ruf nach Zürich, um dort am neugegründeten Polytechnikum als Professor für Architektur tätig zu sein sowie als Direktor der Bauschule eine Architekturabteilung aufzubauen. Nach und nach stellten sich auch wieder größere Aufträge ein.

Neben seinem unmittelbaren Wirken als Architekt, war Semper auch ein vielgefragter Juror. 1869 erhielt er den Auftrag, die eingereichten Wettbewerbs-Pläne für die Museen an der Wiener Ringstraße zu begutachten. Er verwarf sie und schlug ein eigenes Konzept vor. Nach einer persönlichen Unterredung mit dem Kaiser Franz Josef I. erhielt er den Auftrag, unter Hinzuziehung eines Wiener Architekten einen Generalsplan zu erstellen. Semper entschied sich für Carl von Hasenauer und entwarf mit ihm einen Generalplan für das gesamte Areal von der Hofburg (dem Leopoldinischen Trakt) bis zu den Hofstallungen (heutiges MuseumsQuartier), das sogenannte Kaiserforum. Der Plan wurde 1870 von Kaiser Franz Joseph genehmigt und Semper mit der Leitung der Bauarbeiten beauftragt. Sie begannen 1871, wurden jedoch nur zum Teil umgesetzt und der jeweilige Anteil der beiden Architekten bis heute strittig. Ungeklärte Kompetenzen haben bald zu einem Zerwürfnis mit Hasenauer geführt und Semper verließ 1878, bereits gesundheitlich angeschlagen, Wien. Wegen eines sich verschlimmernden Asthmaleidens hielt er sich in seinen letzten Lebensmonaten überwiegend in Italien auf und wurde in Rom auf dem protestantischen Friedhof nahe der Cestius-Pyramide im Viertel Testaccio beigesetzt.

Gottfried Semper war seit 1835 Bertha Thimmig (1810–1859) verheiratet. Aus dieser Ehe gingen vier Söhne und drei Töchter hervor. Eine seiner Töchter war mit dem Historiker Theodor von Sickel verheiratet, eine weitere mit dem Juristen Heinrich Mölling. Von seien Söhnen war Manfred (1838–1913) ebenfalls Architekt, Hans (1845–1920) Kunsthistoriker, Emanuel (1848–1911) Bildhauer und Conrad Julius Herrmann (1841–1893) Fabrikant in Philadelphia.

Die Semperstraße im 18. Wiener Gemeindebezirk wurde 1894 nach Gottfried Semper benannt. Semper-Denkmäler gibt es in Dresden und Zürich, eine Semperstraße bzw. -gassen in Berlin, Leipzig und Hamburg. Das von  Gottfried Semper geplante und von 1874-1877 errichtete k.k. Hoftheater-Kulissendepot bzw. Decorations-Depot für die k.k. Hoftheater, nun  Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste ist als Semperdepot bekannt.

 

 

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