Stephanie der Jüngere war ein Leben lang geprägt durch sein Soldatenleben. 1769 engagierte das Burgtheater den 28-Jährigen. Hier arbeitete er als Schauspieler, Inspizient und Dramaturg bis zu seinem Tod.

Stephanie war ein echter Komödiant, darum haben ihn vor allem »wüste, nicht seriöse Rollen« (so seine Kritiker) interessiert, wie etwa Tyrannen, Soldaten, komische Alte und Trunkenbolde. Der freche Aufklärer – womöglich noch mit einem Schuss Reformation im Blut – soll, damit das Klischee passt, »verwahrlost« ausgesehen haben, bei seinen Kollegen unbeliebt, und ein stadtbekannter Intrigant gewesen sein. Sogar Wolfgang Amadeus Mozart schreibt 1781 in einem Brief von Stephanie als einem »Mann mit schlechtem Renommee« – nennt ihn aber letztlich einen guten Freund. Mozart wählte ihn wohl auch deshalb, weil Stephanie für seine besonders bühnenwirksamen Stücke bekannt war (32 Stücke in 393 Aufführungen am Burgtheater).

Kupferstich von Johann Ernst Mansfeld nach einem Gemälde von Joseph Lange
Aus Bildarchiv Austria, ÖNB

Das Meisterwerk beider war dann die Oper. Stephanie bearbeitete für Mozart die dreiaktige Operette »Belmont und Constanze, oder: die Entführung aus dem Serail« des Leipziger Kaufmanns Christoph Friedrich Bretzner (1748-1807). Als Aufklärer gab Stephanie der Geschichte einen anderen Schluss: Während bei Bretzner der Bassa von Belmont seinen Sohn erkennt – diese Art Happy End hat Nestroy gerne verwendet -, stellt Stephanie den Humanitätsgedanken in den Vordergrund. Freiwillig, aus Edelmut begnadigt der Bassa die beiden Liebenden Belmont und Constanze. Die Zusammenarbeit war intensiv.

Nach einigen Schwierigkeiten war die Premiere 1782 in Wien. Die Pikanterie für Mozart bestand übrigens darin, dass er während der Arbeit an der Oper auch endgültig die Weichen für die Heirat mit »seiner« Constanze gestellt hatte. Nur hatte sein Vater nicht den Edelmut wie Bassa. Die Premiere wurde mit der ersten Garnitur der Wiener Schauspieler aufgeführt.

Weitere Libretti waren »Der Schauspieldirektor«, komponiert von Mozart, Premiere am 7.2.1786, Schlosstheater Schönbrunn; »Doktor und Apotheker«, komponiert von Carl Ditters von Dittersdorf, Premiere am 11.7.1786 im Burgtheater; »Die Liebe im Narrenhause«, komponiert von Ditters von Dittersdorf, Premiere am 12.4.1787 im Burgtheater.

Für die »schlechte Nachred«, die Stephaie bei den Historikern hat, werden keine objektiven Gründe angegeben. Er teilt dieses Schicksal, kein »braver Protestant« gewesen zu sein, mit Moritz Gottlieb Saphir. Immerhin soll er »häufig« den Gottesdienst in der Reformierten Stadtkirche besucht haben.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 141-142.