(auch: Johann Friedrich Wolstein)

Geboren am 14. März 1738 in Flinsberg, Schlesien.
Gestorben am 2. Juli 1820 in Altona.

Mediziner, Tierarzt

Punktierstich von C. Kohl nach G. Kneip.
Aus Wikimedia Commons

Johann Gottlieb Wolstein entstammte einer protestantischen Familie, die dem gehobenen Bürgertum angehörte. Sein Vater Gottlob Wolstein war Handelsmann und Ortsrichter. Bereits ab dem 15. Lebensjahr erlernte Johann Gottlieb Wolstein zunächst beim Wundarzt Sigismund König in Wigandsthal, dann beim Wundarzt Volckard in Görlitz, die niedere Chirurgie.  Auf Veranlassung eines von ihm nach der Schlacht in Kunersdorf geheilten kaiserlichen Offiziers ging er nach Wien und vertiefte seine medizinische Ausbildung im Spital der Barmherzigen Brüder sowie im Dreifaltigkeitsspital. Einer seiner Lehrer war Heinrich Johann Nepomuk von Crantz, der ihn als besonders talentiert dem Leibarzt Kaiser Josephs II., Giovanni Alessandro Brambilla, vorstellte, und dieser veranlasste, dass Wolstein auf Staatskosten von 1769 bis 1773 zu weiterem Studium an die neue königliche Veterinärschule in Maison-Alfort bei Paris geschickt wurde. Daran schlossen ein 22monatiger Studienaufenthalt in London sowie Gestütsbesuche in Dänemark, Holstein, Finnland, Mecklenburg und Preußen. Wahrscheinlich wurde Wolstein 1775 in Jena zum Doktor der Medizin und Chirurgie promoviert. Nach Wien zurückgekehrt entwarf er auf Befehl Kaiser Josephs II. ein »Thierspital«, in dem die Pferde- und Nutztiermedizin vereinigt waren. 1877 übernahm er die Leitung des daraufhin neugegründeten „k.k. Thierspitals“ mit angeschlossener „Vieharzneyschule“ und machte es zu einer weltweit führenden tierärztlichen Ausbildungsstätte, aus der später die Veterinärmedizinische Universität Wien hervorging.

1794 wurde Johann Gottlieb Wohlstein wegen seiner Zugehörigkeit zu einer Freimaurerloge sowie seiner Unterstützung für die Französische Revolution verhaftet und nach fünf Monaten Festungshaft des Landes verwiesen. Er ließ sich mit seiner Gattin Justine Catharina Eleonora Helmrich (1757(?)–1840) in Hamburg-Altona nieder, wo er ab 1795 praktizierte, ab 1797 zusätzlich unentgeltlichen Unterricht an der von Lucas Andreas Staudinger begründeten Landwirtschaftsschule in Flottbek gab und auf seinem Spezialgebiete auch schriftstellerisch tätig gewesen ist.

Johann Gottlieb Wolstein gilt als einer der Wegbereiter der wissenschaftlichen Veterinärmedizin im deutschsprachigen Raum. Er wurde in mehrere Akademien und Fachgesellschaften gewählt und erhielt zahlreiche Ehrungen, u.a. 1813 den Dannebrogorden .

Die Wolsteingasse im 21. Wiener Gemeindebezirk wurde 1940 nach ihm benannt.

 

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

Christian Stanek, Dr. Christa Mache, Zur Frühgeschichte der Wiener tierärztlichen Bildungsstätte (VII): Johann Gottlieb Wolstein (1738 – 1820) – Familie und soziales Umfeld. In: Wiener Tierärztliche Monatsschrift 90 (2003), 131 – 138. – https://center.ssi.at/smart_users/uni/user94/explorer/43/WTM/Archiv/2003/WTM_5-2003/WTM_05-2003_Artikel_3.pdf