Eine ganze Anzahl von Mitgliedern der »Freien Reformierten Gemeinde« in Hanau ging nach Wien. Seine erste Ausbildung erhielt Krafft bei seinem Vater Johann Ignaz Krafft und in der Hanauer Zeichenschule. 1799 besuchte er die Wiener Akademie der bildenden Künste. 1801 ging er mit Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld nach Paris. Dort hatte er Kontakt mit den berühmten klassizistischen Historienmalern Jacques-Louis David und François Gérard, denen er künstlerisch viel verdankte. 1805 nach Wien zurückgekehrt, begann hier seine große Karriere und wurde zu einem der bedeutendsten Maler seiner Zeit.

Auf dem Höhepunkt seines Lebens war Krafft Professor für Historienmalerei an der Wiener Akademie, danach Direktor der Kaiserlichen Gemäldegalerie und Schlosshauptmann des Schlosses Belvedere. Er war Mitbegründer des Wiener Kunstvereins und wurde 1835 Akademischer Rat. 1835 reiste er nach München und Dresden, 1837 nach Venedig, wo er 80 Gemälde für die Wiener Galerie erwarb. 1838 in Berlin und Prag war er als Denkmalexperte tätig. Im Wiener Belvedere sorgte er für eine Neuaufhängung der Bilder und ließ den verwilderten Garten wieder instand setzen. Weiters ließ er Schloss Schönbrunn und die Wiener Jesuitenkirche restaurieren. So wurde er zu einem der ersten Denkmalpfleger in Wien.

Bildnis Florentina Troclet-Fautz, 1815.
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Kraffts künstlerische Leistung liegt in der Art, wie er seine Porträts malte, fern von barocker Tradition und dem klassischen Schönheitsbegriff. Er charakterisierte seine Auftraggeber ganz natürlich, das heißt er malte sie fast so, wie sie wirklich aussahen.

In seinen Gruppenbildern dokumentierte er zeitgeschichtliche Großereignisse. Er beeindruckte aber auch mit allzu menschlichen Szenen wie dem berühmten »Abschied des Landwehrmannes« 1813. Mit der Malerei meist lieblicher Episoden steht er am Anfang der Wiener Genremalerei. Bis zu seinem Tod schuf er aber noch Einzelporträts und mythologische Szenen: »Ödipus und Antigone« (Paris, Louvre), »Graf Ferenc Barkoczy« (Budapest, Ungarisches Nationalmuseum), »Die Siegesmeldung nach der Schlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813« (Wien, Heeresgeschichtliches Museum), »Erzherzog Karl mit seinem Stab in der Schlacht bei Aspern 1809« (Wien, Liechtenstein Museum), »Die Türkin – Untreue«, 1825 (Wien, Österreichische Galerie), »Rückkehr Kaiser Franz I. nach Wien 1814« (Wien, Hofburg). Zu letzterem Ereignis ist eine gedruckte Predigt in der Reformierten Stadtkirche erhalten.

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 96-97.