1836 war ein wichtiges Jahr im Leben des Ludwig Förster in Wien: Er gründete die Allgemeine Bauzeitung (1836-1918) – lange Zeit die wichtigste Architekturfachschrift der Monarchie – , und trat erstmals mit Plänen für eine Erweiterung der Stadt an die Öffentlichkeit. Sein Entwurf der Stadterweiterung, den er später bei der Ausschreibung 1858 einreichte, »Ringstrasse mit Doppelalleen«, wurde prämiert.

Schon die erste Nummer der Allgemeinen Bauzeitung zeigte eine große Internationalität: Bauwerke in Berlin, Ischl, Venedig, Coburg, Marseille und Leipzig mischten sich mit solchen aus Pinkafeld, Moncucco, Kiefersfelden, Wien und vielen anderen. Sie wurden in der zuerst wöchentlich, später monatlich erscheinenden Zeitung vorgestellt und beschrieben, daneben gab es wissenschaftliche Arbeiten zur europäischen Baukunst, Anzeigen und Nachrichten.

Förster war der »Gründervater« einer Architektendynastie, die Wien neu gebaut hat. Mit seinem berühmten Sohn Emil Ritter von Förster und seinem Schwiegersohn Theophil von Hansen, mit dem er gemeinsam seit 1846 in einem Atelier arbeitete, bildete er Schüler wie Otto Wagner aus. Seine Werke waren das Palais Todesco (Innenausgestaltung von Hansen), die evangelische Gustav-Adolf-Kirche in Wien-Gumpendorf, die Gewehrfabrik und Schießstätte im Arsenal, die Elisabethbrücke über den Wienfluss und Synagogen in Wien-Leopoldstadt, Budapest und Miskolc.

Die »Ringstraßenzeit« war eine Hochblüte des liberalen, oft protestantischen und jüdischen Bürgertums, das sich nach der langen Zeit des Religionsverbots in Wien endlich zu zeigen traute, und das mit Prachtbauten. Der Historismus wurde zum Wiener Stil und auch zum »Reichsstil« der Habsburgermonarchie, in dem ganze Stadtviertel gebaut wurden. Mit seinem Rückgriff auf die Romantik und gotische Elemente wollte er an den freien Bürgerstolz mittelalterlicher Städte erinnern.

Sein Stilmix erzeugte allerdings in Wien auch später Spott, den vor allem die Erbauer der Staatsoper, Sicardsburg und van der Nüll, abkriegen sollten.

Ludwig Förster studierte zuerst in München und ab 1819 in Wien Architektur und begann bei dem Architekten Pietro Nobile zu arbeiten. Ab 1828 leitete er eine Artistisch-Lithografische Anstalt, in der er u. a. Sammlungen von Handzeichnungen alter Meister aus der Albertina herausgab. Ab 1838 war er als Baumeister tätig, von 1843-1846 mit Karl von Etzel, mit dem er das Dianabad umbaute. Als Professor an der Akademie der bildenden Künste lehrte er von 1843-1846, bis er in das Atelier seines Schwiegersohns eintrat. Von 1861 bis zu seinem Tod war er Gemeinderat in Wien.

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 66.