Geboren am 31. Juli 1906 Marburg a.d.Drau, Österreich-Ungarn / Maribor, Slowenien
Gestorben am 17. März 1991, Graz, Steiermark.

Theologin, Vikarin und Religionslehrerin

Margarete Hoffer war die Tochter des Ehepaares Maximilian Hoffer (Gymnasialprofessor) und Henriette geb. Tanzer (akademische Malerin) und wurde katholisch getauft. 1912 übersiedelte die Familie nach Graz und die Mutter konvertierte mit Magarete sowie den beiden Söhnen Wilfried (1908-1958) und Heinrich (1913-1943) zum Protestantismus.

Beeindruckt durch die Ansprache Senior Erich Stökls anlässlich ihrer Konfirmation, entschloss sich Margarete Hoffer, Theologie zu studieren. Frauen waren damals an der Evangelisch-theologischen Fakultät in Wien noch nicht zum Studium zugelassen. Sie besuchte daher nach der Matura in Graz, 1924/25 eine Hauswirtschaftsschule in Wien, arbeitet 1925/26 als „Deutsches Fräulein“ in Schweden, studierte Griechisch sowie Hebräisch in Graz, dann Theologie an den Universitäten in Kiel, Leipzig und Tübingen. 1931 legte sie das Examen pro candidatura in Wien ab.

Da der Weg für Frauen in das Pfarramt damals nicht möglich war, begann sie mit einer umfangreichen Tätigkeit im Religionsunterricht an Mittelschulen sowie an der damaligen Evangelischen Frauenschule (Lehramtsprüfung 1934 beim Oberkirchenrat). Sie arbeitete auch im Bereich der Reformierten Gemeinde Wien-West vor allem im Kindergottesdienst und in der Jugendarbeit mit. Daneben wurde sie des Öfteren als österreichische Vertreterin zu ökumenischen Konferenzen entsandt, so etwa als Dolmetscherin zur Weltkirchenkonferenz „Life and Work“ in Oxford 1937. Bald engagierte sie sich in der „Schwedischen Mission“ in Wien, hielt Bibelstunden in judenchristlichen Frauenkreisen und unterstütze die Ausreise jüdischer Menschen.

Als der Religionsunterricht im Jahre 1938 zum Erliegen kam, ging sie nach Deutschland und leistete zunächst alle Arten von Schulungsarbeiten für das Burckhardthaus. 1941 wurde sie von Württembergischen Landeskirche „auf Kriegsdauer“ als Vikarin übernommen und in die Johannesgemeinde nach Schwenningen entsandt. Bis 1945 hat sie dort nicht nur immer mehr Aufgaben in der Vertretung der fehlenden Pfarrer übernehmen müssen, sondern war auch schnell mit dem Schicksal jüdischer Flüchtlinge konfrontiert. Sie war eine Anhängerin der „Bekennenden Kirche“ und hat als Teil einer Widerstandskette unter Gefährdung ihrs eigenen Lebens etlichen Jüdinnen und Juden zur Flucht in die nahe gelegene Schweiz verholfen.

Als ihr eine Rückkehr nach Österreich unmittelbar nach dem Ende des Krieges nicht gestattet wurde, legte Margarete Hoffer ein, wie sie es selbst nannte, „Rastjahr“ ein und stellte bei Prof. Michel in Tübingen ihre stark von der Theologie Karl Barths beeinflusste Doktorarbeit im Fach „Neues Testament“ zum Thema „Metanoia“ fertig. Im Sommer 1947 wurde sie nach Oberösterreich berufen und übernahm den Aufbau und die Leitung einer Hilfsstelle für evangelische volksdeutsche Flüchtlinge in der Flüchtlingsgemeinde Haid. 1948 legte sie die Pfarramtsprüfung ab.

1952 folgte sie einem Ruf des steirischen Superintendenten in den Religionsunterricht nach Graz und war bis zu ihrem Ableben in der Heilandskirche in Graz aktiv. Sie war auch in die Fortbildungsarbeit für Religionslehrer an den Pflichtschulen tätig, hat in der Studentengemeinde mitgearbeitet und war Mitglied der „Aktion 450“ (spätere Salzburger Gruppe).

Margarete Hoffer setzte sich auch für die Ökumene ein, besonders nach dem II. Vatikanischen Konzil, nahm wieder an diversen ökumenischen Konferenzen teil, bildete einen ökumenischen Arbeitskreis und war Mitinitiatorin des Weltgebetstages der Frauen in Österreich. Weiters war sie Mitarbeiterin in der Prager „Christlichen Friedenskonferenz“ und Mitglied im „Internationalen Versöhnungsbund“.

Als es für evangelische Theologinnen möglich wurde, Pfarrerin zu werden, hat man ihr eine Nachordination angeboten. Margarete Hoffer lehnte dies ab, da ihre bisherige Predigttätigkeiten dadurch für sie als „illegal“ gegolten hätten.

1952 wurde Margarete Hoffer mit dem silbernen Verdienstzeichen des Landes Steiermark ausgezeichnet.

Im Jahr 2012 ist sie posthum von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem für ihren Mut bei der Rettung von Juden geehrt worden. Die Ehrenverleihung des Titels Gerechter unter den Völkern fand 2020 statt.

 

 

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Literatur (Auswahl):