Geboren am 12. April 1883 in Karlsruhe.
Gestorben am 20. Februar 1959 in Darmstadt.

Architekt und Architekturtheoretiker

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Otto Bartning war ein Sohn des Hamburger Kaufmanns Otto Bartning (1837–1911) und dessen Frau Jenny geb. Doll sowie ein Enkel des evangelischen Theologen Karl Wilhelm Doll.

Nach dem Abitur am Großherzoglichen Gymnasium in Karlsruhe begann er im Wintersemester 1902/1903 ein Architektur-Studium an der Technischen Hochschule Charlottenburg. 1904 unternahm er eine Weltreise und setzte danach sein Studium in Berlin fort, war aber ab Ende 1905 ohne offiziellem Studienabschluss als freischaffender Architekt tätig.

1906 baute Otto Bartning seine erste Kirche, die evangelische Friedenskirche in Peggau in der Steiermark. Für Rottenmann plante er 1908 die evangelische Auferstehungskirche mit Pfarrhaus. Es kam jedoch nur das Pfarrhaus zur Ausführung, der Kirchenbauplan wurde in überarbeiteter Form in der evangelischen Heilandskirche von Krems an der Donau 1912–1913 verwirklicht. Die evangelische Heilandskirche in Dornbirn (Österreich) wurde nach Bartnings Plänen für die 1909 erbaute Kirche der evangelischen Gemeinde in Schenkenhan in Böhmen (heute: Tesařov, Teil der Gemeinde Kořenov) 1930–1931 errichtet. Bis zum Ersten Weltkrieg waren insgesamt 17 evangelische Kirchen in den überwiegend katholischen Donauländern, sogenannte Diasporakirchen, gefolgt. Bartnings erster Kirchenbau in Deutschland entstand 1909–1910 in Essen.

Bereits 1919 erschien sein Buch „Vom neuen Kirchenbau“, mit dem er die protestantische Kirchenbauarchitektur maßgeblich geprägte.

1922 erregte sein (nicht ausgeführter) expressionistischer Entwurf einer Sternkirche Aufsehen. Internationale Bekanntheit errang Bartning 1928 mit dem Bau der Stahlkirche auf dem Ausstellungsgelände der Pressa in Köln.

Ab 1912 war Bartning Mitglied im Deutschen Werkbund und gehörte von 1919 bis 1923 dessen Vorstand an. Zusammen mit Walter Gropius begründete er ab Ende 1918 die Bauhaus-Idee, war dann aber an der Gründung nicht beteiligt, und zählte 1926 zu den Begründern der Architektenvereinigung Der Ring.

Nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau war Bartning von 1926 bis zum Sieg der NSDAP in Thüringen im Jahr 1930 Direktor der neu gegründeten Staatlichen Bauhochschule Weimar und danach wieder vorwiegend in Berlin tätig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Bartning Leiter der Bauabteilung des Evangelischen Hilfswerks in Neckarsteinach. Unter seiner Leitung legte das Hilfswerk mit Unterstützung ausländischer Kirchen zwei Serienkirchenprogramme auf. Bartning entwarf drei Typen von Notkirchen, von denen dreiundvierzig zwischen 1948 und 1951 in ganz Deutschland gebaut wurden, insbesondere dort, wo Flüchtlinge und Vertriebene aufgenommen worden waren. In einem Folgeprogramm wurden von 1949 bis 1953 fünfzig weitere, kleinere Kirchengebäude in den drei Typen Gemeindezentrum,  Diasporakapelle und Haus der Kirche errichtet.

1946 gründete Bartning gemeinsam mit Eugen Gerstenmaier den Evangelischen Siedlungsdienst zum Siedlungsbau. Ab 1950 führte er mit dem Architekten Otto Dörzbach eine Bürogemeinschaft. Im selben Jahr wurde er zum Zweiten Vorsitzenden des Deutschen Werkbundes, an dessen Wiederbegründung er maßgeblich beteiligt gewesen ist, und zum Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten (BDA) gewählt. Weiters war Bartning Mitglied der Akademie der Künste Berlin und Ehrenmitglied des Royal Institute of British Architects (RIBA).

Bartnig zählt zu den herausragenden Baumeistern des 20. Jahrhunderts, nicht zuletzt wegen seines maßgeblichen Beitrags zur Entwicklung des protestantischen Kirchenbaus. Zudem war er an wegweisenden Projekten des Wohnbaus der zwanziger und dreißiger Jahre beteiligt.

Dafür wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil: unter anderem erhielt er 1952 die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Aachen, anlässlich seines 70. Geburtstags im Jahre 1953 hat die Stadt Darmstadt die Otto-Bartning-Stiftung für Baukunst und Bildende Künste errichtet, und 1958 wurde ihm das Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):