Geboren am 1. Mai 1910 in Klagenfurt.
Gestorben am 10. April 2004 in Wien.

Architekt

Nach der Matura an der Bundes-Erziehungsanstalt Breitensee absolvierte Roland Rainer ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Wien, das er mit einer Dissertation über die Gestaltung des Wiener Karlsplatzes abschloss (Promotion 1935). Ab 1936 arbeitete er in Berlin und beteiligte sich unter anderem an Forschungsarbeiten zum Wohnungsbau bei Johannes Göderitz an der Deutsche Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung. Er wurde Mitglied des Reichskolonialbundes und war seit Mai 1938 NSDAP-Mitglied.

Nach Kriegsdienstleistung in einer Infanteriedivision (1940) und in der Heeresbauverwaltung als technischer Kriegsverwaltungsrat kehrte Roland Rainer 1945 nach Wien zurück. 1947 wurde ihm die Architektenbefugnis als Ziviltechniker erteilt und er arbeitete in den folgenden Jahren als selbständiger Architekt an vielen Bauprojekten in Wien wie auch außerhalb Wiens mit. Des Weiteren verfasste er Studien über den Städtebau, in denen er sich vor allem mit Problemen in der Phase des Wiederaufbaus auseinandersetzte.

1953 begann Roland Rainer seine Lehrtätigkeit als Ordinarius für Wohnungswesen, Städtebau und Landesplanung an der Technischen Hochschule Hannover und war ab 1954 auch Inhaber des Lehrstuhls für Hochbau und Entwerfen an der Technischen Hochschule Graz. 1956 wurde er zum Professor für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien ernannt und war von 1958 bis 1980 Leiter der Meisterschule für Architektur an dieser Akademie, in den Jahren 1960 bis 1962 auch deren Rektor; von 1962 bis 1963 leitete er die Architektenklasse der Salzburger Sommerakademie. Durch diese über Jahrzehnte andauernde Lehrtätigkeit hat er mehrere Generationen von Architekten geprägt.

1958 wurde Roland Rainer vom Wiener Gemeinderat mit einer Bearbeitung des Flächenwidmungsplanes beauftragt und zum Stadtplaner von Wien berufen. Wegen Konflikten mit der Stadtverwaltung betreffend die Umsetzung des Planungskonzepts legte er diese Funktion 1963 zurück. Sein Einfluss als Stadtplaner in Wien ist aber weithin sichtbar.

Roland Rainer ist bis ins hohe Alter unentwegt aktiv gewesen. Sein Œuvre reicht von Wohnbauten, Hallenbauten, Schulen und Kirchen, darunter drei evangelische Kirchen – die evangelische Glaubenskirche in Wien 11, Kaiserebersdorf, die 1964 erbaute Evangelische Kirche, Kötschach-Mauthen, Kärnten, und die von 1995 bis 1997 erbaute Evangelische Kirche Linz-Dornach, Oberösterrreich -, bis zu Möbelentwürfen. Eines seiner bedeutendsten und bekanntesten Werke ist die Wiener Stadthalle. Er war auch ein unermüdlicher Kritiker von Bausünden sowie fortschreitender Umweltzerstörung und setzte sich als einer der ersten Architekten für die sogenannte erhaltende Dorferneuerung ein.

Von 1980 bis 1999 war Roland Rainer Präsident des österreichischen Kunstsenats, stand von 1981 bis 1985 dem Denkmalbeirat des Bundesdenkmalamtes vor und war ab 1987 Vorsitzender der Kurie für Kunst des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst. Er selbst hat zahlreiche Auszeichnungen, Ehrenmitgliedschaften und Ehrendoktorate im In- und Ausland erhalten.

Roland Rainer war evangelisch H.B., zweimal verheiratet und Vater dreier Kinder. Die Töchter Eva Rubin und Johanna Rainer sind Architektinnen. Seine letzte Ruhe fand er im Familiengrab am Ober Sankt Veiter Friedhof.

2006 wurde im 15. Wiener Gemeindebezirk der Platz vor der Wiener Stadthalle nach ihm  benannt. Seit 2008 vergeben die Stadt Wien und die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten regelmäßig ein Roland-Rainer-Forschungsstipendium.

 

 

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