Als Brukenthal im Auftrag der sächsischen Nation 1753 in Wien weilte, muss er Kaiserin Maria Theresia aufgefallen sein. Er konnte in den Staatsdienst überwechseln, wurde 1764 als siebenbürgischer Kanzler nach Wien geholt Die Kaiserin machte Brukenthal zu ihrem Geheimrat. und schließlich 1777 zum Gouverneur von Siebenbürgen. Er war der einzige Siebenbürger Sachse, der dieses höchste Regierungsamt bekleidete. Als solcher ist er auch am Maria-Theresien-Denkmal in Wien zu bewundern. Offen hat sie bekannt: »Ich pflege ja nichts zu tun, was er mir nicht rät.« Dass sie auch andere auf seinen kompetenten Rat verwies, macht verständlich, dass Brukenthal viele Feinde hatte.

Brukenthals berühmte Devise »fidem genusque servabo« – Meinem Glauben und Geschlecht werde ich dienen – ließ ihn nicht zum Katholizismus konvertieren.

Samuel von Brukenthal
im Ordenshabit des Königlich ungarischen Sankt-Stephans-Ordens. Quelle: Wikimedia Commons

Er entstammte einer Beamtenfamilie aus Siebenbürgen, die 1724 in den Adelsstand erhoben wurde. Sein Studium führte ihn nach Halle und Jena. Am 6. Dezember 1743 gründete Brukenthal die Studenten-Freimaurer-Loge »Zu den drei goldenen Schlüsseln« und bekleidete dort das Amt des »abgeordneten Meisters«. Unter Kaiser Joseph II. gelang es dem alt gewordenen Gouverneur schon ganz und gar nicht, mit seinen gründlichen »Aide Memoires« Gehör zu bekommen. Es ging dem Kaiser alles viel zu langsam, und so kam es 1787 zu Brukenthals Entlassung »in mildester Erwägung Eurer Exzellenz durch so lange Dienstjahre erschöpften Kräfte«. Die geringe Pension wurde durch die Verleihung des Großkreuzes des Stephansordens nicht ausgeglichen. Der Baron war bei seiner Entlassung immerhin schon 65, also im Pensionsalter. Seine Sammelleidenschaft verhalf ihm zu weiterem besonderen Ruhm. Die Aufstellung seiner Gemäldesammlung wurde schon 1773 im Almanach von Wien als eine der wichtigsten Wiener Privatsammlungen betrachtet. Brukenthal teilte das wissenschaftliche Interesse seiner Zeitgenossen und legte sich ebenfalls eine numismatische, eine archäologische und eine mineralogische Sammlung an sowie eine wertvolle Bibliothek. Zum Gouverneur Transsilvaniens ernannt, kehrte er nach Hermannstadt/Sibiu zurück, wo er sein Palais, im Stil des Spätbarocks, nach Wiener Vorbildern, erbauen ließ. Das elegante Palais, das die Gemäldegalerie, das Kupferstichkabinett und die Bibliothek beherbergte, in dem Musikabende abgehalten wurden und sich Literaturliebhaber im Lesekreis versammelten, entwickelte sich zu einem wichtigen geistigen Mittelpunkt Siebenbürgens. Am berühmtesten ist die zuletzt 1000 Stück zählende Pinakothek, deren Anfänge schon in den Wiener Jahren liegen, sodass man die Rückübersiedlung Brukenthals nach Hermannstadt 1774 schon wegen des Verlusts dieses »Museums« in Wien bedauerte. In Brukenthals Bibliothek mit ihren 16.000 Bänden sammelte sich in Hermannstadt eine Lesegesellschaft, die man durchaus eine kleine Akademie der Wissenschaften nennen kann. Der Baron bestimmte testamentarisch, dass das in seinem Palais eingerichtete Museum nach dem Ableben seines Begründers ein öffentliches Museum werden solle, eine großzügige Geste, die ihn den großen Aufklärern seiner Zeit gleichstellte. Es war eines der ersten öffentlich zugänglichen Museen in der Habsburg-Monarchie.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 49 – 50.