Seine Firma hatte ein Marktmonopol: So gut wie er konnte niemand Spritzen für die Feuerwehr herstellen. Unzählige Erfindungen trugen zur Entwicklung des Löschwesens der Feuerwehr bei. Eines der Patente waren die »Ventilhähne für Handkraftspritzen«, mit denen Wilhelm Knaust im Jahre 1852 auf den Markt kam. Die Konstruktion war für diese Zeit epochemachend und galt in der Feuerwehrindustrie als vorbildlich.

Übernommen hatte er die Firma von seinem Onkel Heinrich Ludwig Fricke (1793-1847), einem Mechaniker aus Braunschweig, der 1822 seine k. k. priv. Feuerspritzen und hydraulische Maschinenfabrik im 2. Bezirk, Neue Gasse 119 (heute: Untere Augartenstraße 31), eröffnete. Bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts war das Gebäude noch als das »Feuerspritzenhaus« bekannt gewesen. Fricke verwendete fast ausschließlich nicht rostende Metalle statt des bis dahin üblichen Eisens. Damit sicherte er seinem Unternehmen einen guten Ruf in Fachkreisen. Nachdem sein einziger Sohn sehr früh verstorben war, holte Fricke 1842 seinen 16-jährigen Neffen Wilhelm Knaust zu sich nach Wien.

Einige Zeit nach dem Tod Frickes wurde der Betrieb von seiner Witwe und seinem Neffen Wilhelm Knaust an die neue Adresse Leopoldstadt Nr. 769 verlegt. Die Firma profitierte von der Tatsache, dass in diesen Jahren in den österreichischen Ländern die ersten »Freiwilligen Feuerwehren« gegründet wurden. Diese vermehrten sich innerhalb einiger Jahrzehnte auf einige Tausend, und das brachte der Firma Knaust viele Aufträge. Die zum Großteil veralteten Löschbehelfe wurden durch moderne Geräte und Einrichtungen ersetzt. Knaust hatte rechtzeitig den Trend der Zeit erkannt und in Voraussicht des kommenden Bedarfs gehandelt. Die erste exportierte Feuerspritze ging im Jahr 1853 nach Brussa in Kleinasien. Knaust war also relativ rasch weltweit tätig, bald wurden Verkaufsfilialen in Mailand und Bukarest eröffnet. Manch wertvolle aus der Praxis bezogene Anregungen für den Bau von Geräten verdankte die Firma dem engen Kontakt zur Wiener Feuerwehr. Der sollte fast 80 Jahre halten. Der Kundenstock beschränkte sich aber nicht auf die Feuerwehren. Es wurde auch an das Militär, Zivilbehörden, an die meisten Eisenbahnen, Güterverwaltungen, an den heimischen Hochadel und an große Industrien geliefert. Bei der Weltausstellung 1873 in Wien war die Firma Knaust mit einem Ausstellungsstand in der Rotunde vertreten. In einer »Spezialschau« wurde u.a. die Dampfspritze »Donau« vorgestellt. Gleichzeitig wurde diese zur Füllung des hochliegenden Wasserreservoirs der Ausstellung verwendet. Am 4.Juli 1878 ging bei der Feuerwehr der Stadt Wien die von der Firma Knaust hergestellte Zweizylinder-Dampfspritze in Dienst.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 94–95.