(gemäß Geburts- und Taufeintragung Dora Emilie Cornelie Herrmann)

Geboren am 10. Jänner 1910 in Wien.
Gestorben am 12. September 1983 in Stams, Tirol.

Theologin, Religionslehrerin

Dora Winkler-Herrmann wurde als Tochter des Ehepaares Cornelius Arno Herrmann aus Königswalde in Sachsen und Emilie Susanne geb. Karig aus Wien geboren und heiratete 1947 den verwitweten Prokuristen Sebastian Winkler (gestorben 1978).

Nach dem Besuch von Volksschule und Realgymnasium in Wien maturierte sie 1929 und studierte danach an der Universität Wien Germanistik und Theologie. 1935 schloss sie das Theologie-Studium mit dem Examen pro candidatura ab und unterrichtete danach Religion an verschiedenen Schulen Wiens. 1937 promovierte sie an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien als erste Frau der Evangelischen Kirche in Österreich zum Doktor der Theologie. Mit Ihrer Dissertation über „Religion und Philosophie bei Rainer Maria Rilke“ leistete sie einen wesentlichen Beitrag zur damals einsetzenden Rilke-Diskussion. 1939 legte sie das Examen pro ministerio ab, wurde aber nicht ordiniert.

Da im Verlauf des Krieges immer weniger Pfarrer zur Verfügung standen, hat die Kirchenleitung mit Erlass vom 5. Juni 1942 die Superintendenten ermächtigt, „den Kandidatinnen der Landeskirche im Falle besonderer Notstände die Predigterlaubnis für Gottesdienste in schlichter Form zu gewähren”.

Dora Herrmann wurde ab 1942 zu verschiedenen Hilfsdiensten in der reformierten Gemeinde Wien-West herangezogen und 1944 mit ihrem Einverständnis durch den Oberkirchenrat nach Kufstein zugeteilt. Den anfänglichen Widerstand gegen eine Frau im geistlichen Amt konnte sie Kraft ihrer Persönlichkeit bald überwinden und leistete im letzten schweren Kriegsjahr sowie in den ersten Nachkriegsjahren bis 1947 den gesamten Pfarrdienst in der weitausgedehnten Innsbrucker Tochtergemeinde Kufstein-Kitzbühel auf vorbildliche Weise. Am 2. Dezember 1945 wurde sie von Superintendent Wilhelm Mensing-Braun ordiniert, die offizielle Anerkennung durch den Oberkirchenrat wurde ihr jedoch versagt, und nachdem 1946 der Erlass über die Verwendung von Frauen im Dienst der Verkündigung wieder aufgehoben worden war, wurde auch ihr, trotz Fürsprache der Gemeinde, ab 1947 die Ausübung des geistlichen Amtes untersagt.

Zutiefst enttäuscht trat Dora Winkler-Herrmann aus dem Dienst der Evangelischen Kirche in Österreich und unterrichtete von 1948-1962 evangelischen Religionsunterreich an Hauptschulen, Berufsschulen und Mädchengymnasien im Landkreis von Rosenheim.

Mitte der 1960er Jahre änderte sich die Einstellung der Evangelischen Kirche in Österreich gegenüber Theologinnen, im September 1966 wurden die ersten beiden Theologinnen Österreichs ordiniert (Stefanie Nadherny-Prochaska und Elisabeth Strehblow) und mit Bescheid vom 3. November 1966 ist auch die Ordination von Dora Winkler-Herrmann für gültig erklärt worden. In den Dienst der Evangelischen Kirche kehrte sie jedoch nicht zurück, die Verbindung mit den Tiroler Geistlichen war aber niemals abgebrochen und sie hat fast bis an ihr Lebensende pfarramtliche Vertretungen in Tirol sowie seelsorgerlichen Dienst an ihrem Wohnort Barwies übernommen.

1983 wurde sie kurz vor ihrem Tod mit der Verleihung der Ehrenmedaille für besondere Verdienste um das Land Tirol ausgezeichnet.

 

 

Weblink (AuswahlI):

 

Literatur (Auswahl):

  • Liselotte von ELTZ-HOFFMANN: Im Gegenwind. Persönlichkeiten des österreichischen Protestantismus. S. 175-186. Wien: Evangelischer Presseverband in Österreich 2003.
  • Amtsblatt für die Evangelische Kirche in Österreich Jg. 1983, 10. Stück, S. 158 (https://www.kirchenrecht.at/kabl/51296.pdf Blatt 180-181.