Im Juni 1731 wandte sich eine Delegation Salzburger Bauern an das „Corpus Evangelicorum“ beim permanenten Reichstag in Regensburg mit dem Ersuchen, ihre Bemühungen um freie Religionsausübung zu unterstützen. Die Existenz des „Geheimprotestantismus“ war sämtlichen kirchlichen und landesfürstlichen Behörden zwar durchaus bekannt und bewusst, aus pragmatischen Gründen jedoch scheute man vor Konsequenzen gewöhnlich zurück. Als Reaktion erklärte der Salzburger Erzbischof die widerspenstigen Untertanen zu „Rebellen“, womit die Bestimmungen des Westfälischen Friedens umgangen werden konnten: Demnach hätte den Protestanten eine Frist von drei Jahren für die Auswanderung zugestanden werden müssen, als „Rebellen“ besaßen sie darauf jedoch keinen Rechtsanspruch.

Am 11. November 1731 wurde von allen Kanzeln im Pongau das am 31. Oktober von Erzbischof Leopold Anton erlassene „Emigrationspatent“ verkündet, nur zwei Wochen später begann die Austreibung der „unangesessenen“ Knechte, Mägde usw.; für die „angesessenen“ Bauern und ihre Kinder wurde der Termin bis „Georgi“, d. h. bis zum 23. April 1732 erstreckt. In der Zwischenzeit hatte König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (der sich zuvor persönlich davon überzeugen konnte, dass es sich bei den Salzburgern nicht um Aufrührer oder Sektierer, sondern um biedere Lutheraner handelte) am 2. Februar 1732 ein Patent erlassen, das den Einwanderern aus Salzburg günstige Bedingungen für die Ansiedlung zusagte.

Zwischen dem 6. Mai und dem 6. August 1732 verließen etwa 20.000 Salzburger Evangelische in 16 Wanderzügen ihre Heimat. Nach dem Marsch durch Bayern wurden sie in Augsburg begeistert empfangen und auch auf ihrem weiteren Weg durch Deutschland überall großzügig aufgenommen. Der Großteil der Emigranten wurde in Ostpreußen angesiedelt, weit verstreut über das ebene Land, was für die Bergbauern keine geringe Umstellung bedeutete. Nur langsam trafen die Gelder für die stets unter ihrem tatsächlichen Wert verkauften Salzburger Güter in der neuen Heimat ein, viele der Auswanderer konnten sich daher, wenn überhaupt, nur allmählich eine neue Existenz aufbauen. Einige Salzburger fanden in den in den Niederlanden eine neue Heimat, andere sogar in Georgia (USA).

In so genannten „Schraubmedaillen“ oder „Schraubtalern“, aufschraubbaren kleinen Dosen, deren Prägung bereits auf den Inhalt Bezug nahm, wurden Bildchen, etwa Porträts, später sogar komplette Bilderzyklen aufbewahrt (ursprünglich waren zu diesem Zweck echte Taler ausgehöhlt worden). Schraubmedaillen zur Emigration der Salzburger wurden in mehreren unterschiedlichen Serien verbreitet und erfreuten sich großer Nachfrage. Auf den ausgebreiteten, durch Papierstreifen verbundenen 17 Bildchen von Daniel Höckinger sind, überschrieben von Bibelversen, außer Christus in der Mitte und dem Auszug Abrahams Szenen aus der Geschichte der Salzburger Protestanten sowie über ihre Emigration zu sehen; zwei weitere Bilder zeigen Karten des Königreichs Preußen und des Erzbistums Salzburg.“

Von Ernst Petritsch