Rust  (ungarisch Ruszt, kroatisch Rušta), ehemals eine Königliche Freistadt im Königreich Ungarn, ist seit 1921 (oder 1926) eine Statutarstadt im Burgenland.

Ab den 1520er Jahren geriet Rust vom nahe gelegenen Ödenburg her, wo 1522 ein Franziskaner lutherisch predigte, unter evangelischen Einfluss. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts bekannte sich Rust nahezu vollständig zum evangelischen Glauben und erlebte einen politisch-wirtschaftlichen wie auch einen geistlich-religiösen Aufbruch.

Die Stadt und der größere Teil der Bewohner (vor allem die Bürgerfamilien) konnten infolge königlicher Privilegien (1621 landesfürstlicher Markt, 1681 königliche „Freistadt“, zahlreiche Bürgerfamilien) das protestantische Bekenntnis auch in den Jahrzehnten der Gegenreformation und der Bedrängnis des evangelischen Glaubens bewahren.

1781 wurde die Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Rust neu gegründet. Zur ihrem Pfarrsprengel gehören die Freistadt Rust sowie die Marktgemeinden St. Margarethen und Oggau.

2019 wurde Rust der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.

 

Sehenswürdigkeiten:

Fischerkirche (die mittelalterliche Pfarrkirche von Rust):

Fischerkirche
Aus Wikimedia Commons, Foto Civertan

Im Sturz des Sakristeiportales gibt es eine Lutherrose aus dem Jahre 1563, die Malerei im Kirchenschiff stammt von einem unbekannten evangelischen Kirchenmaler, im Südostfenster der Kapelle ist eine Glasscheibe mit Männerkopf aus dem Jahre 1613 erhalten, schließlich befindet sich in der Kirche ein hölzernes Wandepitaph für den evangelischen Schulmeister Thomas Frosch aus dem Jahre 1573 mit Bibelversen und einer Darstellung der Kreuzigung. Alle diese Dinge erinnern daran, dass sich die Bevölkerung der Stadt weitgehend zum Luthertum bekannt hat und auch die entsprechenden kirchlichen Einrichtungen besessen hat. Nach 1622 wurde die Kirche rekatholisiert.

Römisch-katholische Pfarrkirche
Aus Wikimedia Commons, Foto Steindy

Die römisch-katholische Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit: nach dem Linzer Frieden von 1645 erhielten die Bürgerschaft die Bewilligung, sich auf eigene Kosten eine evangelische Kirche zu erbauen, was durch den Züricher Ulrich Meyer als Bauführer in den Jahren 1649 bis 1651 erfolgte. Von der Existenz dieser Pfarre künden auch die im evangelischen Pfarramt aufbewahrten, seit 1647 geführten Matriken. Die Dreifaltigkeitskirche wurde 1673/74 gewaltsam enteignet und 1680 durch den Führer der Gegenreformation in Westungarn, Bischof Kollonitsch, katholisch benediziert.

 

Evangelische Kirche
Foto Sup. Burgenland

 

Die Evangelische Kirche: Sie wurde 1784/85 „in honorem SS. Trinitatis“ (Inschrift auf dem Altar) erbaut. Der Turm durfte erst nach dem Einsturz des Turmes der Fischerkirche (1875) errichtet werden. Er wurde 1896 von Ludwig Schöne an der Nordfassade der Kirche hinzugefügt.
>>> Historische Kirchenführung

 

 

Häuser:
Evangelisches Pfarrhaus mit Konventkeller (Conradplatz 4) – hier sind – z.T. bereits fast unleserliche – Ritzinschriften aus dem Jahren 1684, 1717 und 1791 angebracht.
Haus (Hauptstraße 15) des Marktrichters Leopold Natl, mit dem Wappen der Familie über dem Eingangstor. Im Hof befindet sich ein Glockenturm. Leopold Natl hat die Position von Rust, dessen Stadterhebung er wesentlich mit betrieben hat, wie auch die der Protestanten im Ort nachhaltig zu verbessern gewusst.
Im Hoftrakt (Hauptstraße 19) befindet sich ein Raum mit Kreuzgratgewölbe, dessen Schlussstein eine Lutherrose zeigt (Kartusche mit biblischer Inschrift). Hier soll in der Zeit zwischen 1674 und 1681 mehr oder weniger regelmäßig evangelischer Gottesdienst gehalten worden sein.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Evangelisches Österreich. Ein Gedenkstättenführer. Herausgegeben von Bischof Oskar Sakrausky. Wien (1981) S. 221-223.
  • Peter Altmann: Das evangelische Rust. Rust : Magistrat der Freistadt Rust ; 1982
  • Gabriele Roth-Fuchs: Rust : 300 Jahre Freistadt. Rust : Magistrat der Freistadt Rust ; 1981
  • Karl Fiedler: Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. in Rust Eisenstadt. Rötzer ; 1951
  • Josef Rittsteuer: Die Ruster Fischerkirche. Eisenstadt : St.-Martins-Verl. ; [1961]