Die nahe Melk gelegene Schallaburg war nicht nur der Wohnort von Hans Wilhelm von Losenstein, der dort einen erheblichen Teil seiner persönlichen Interessen anzusiedeln vermochte, sondern stellt auch ein herausragendes Beispiel der Schlösserarchitektur in Niederösterreich dar, durch die der (evangelische) Adel sein Selbstbewusstsein, seine kulturelle Verankerung und seinen Machtanspruch auszudrücken versuchte.

Aus der wohl bis ins späte 1. Jahrhundert zurückgehenden Burg ist durch den vom Vater des Hans Wilhelm begonnenen Um- und Ausbau ein dem Geist der Zeit entsprechendes Bauwerk geworden, dessen dekorativer Höhepunkt in dem mit Terrakotta-Figuren geschmückten großen Hof zu finden ist. Ohne dass schon ein genaues Programm für diesen Schmuck ermittelt werden konnte, kann doch festgestellt werden, dass da – unter Benützung von Musterbüchern und Vorbildern, die zum Teil aus den Niederlanden stammen – einzelne Elemente der damals aktuellen Kultur (also klassische Mythologie, Sagen, verschiedene Wissenschaften, Tugendlehre), die mit adeligen Repräsentationselementen wie Wappen verbunden wurden, insgesamt schon durch die Wahl des Materials ein eindrucksvolles Bild ergeben.

Ein großer Garten, der dem Erholungsbedürfnis diente, aber auch Zeichen für die Möglichkeit einer gewissen Beherrschung der Natur aufzeigte, war mit dem Schloss verbunden. Originell war die Lösung, die man beim Umbau für das feste Haus des Mittelalters gefunden hat. Man errichtete nämlich unter Verwendung der Mauern um das Haus herum ein Gebäude und trug dann das Innere des Hauses ab, sodass aus diesem ein Hof entstand.

Es war ein zwar nicht religiös verankertes, aber von einem durchaus konfessionell-evangelischem Bewusstsein getragenes Gefühl, das sich in der Schallaburg, aber auch in anderen Bauten, wie der Rosenburg, Schloss Freidegg (das nicht erhalten blieb), Petronell oder Drösiedl ausdrückte und durchaus als Hinweis auf die über das Kulturelle hinaus gehenden Ambitionen des Adels verstanden werden kann.

Schallaburg von Matthäus Merian (1593-1650), 1648
2. Auflage Frankfurt 1656
Kupferstich, Blattgröße 19 x 20 cm
Aus: Topographia Provinciarum Austriacarum. Austriae, Styriae, Carinthiae, Carniolae, Tirolis etc: Das ist Beschreibung Und Abbildung der fürnembsten Stätt Und Plätz in den Osterreichischen Landen ..
St.Pölten, Niederösterr. Landesbibliothek, Topograph. Sammlung, Sign 30.469

Die sehr gelungene (und manch eine spätere in den Schatten stellende) Abbildung ist in dem der zweiten Auflage von Merians topographischem Ansichtswerk, die 1656 in Frankfurt erschienen ist, enthalten. Es war sichtlich eines jener Bilder, die auf Wunsch der Besitzer derartiger Schlösser in das weit verbreitete Werk aufgenommen wurden.

Gustav REINGRABNER

Literatur:
Ingo Nebehay-Robert Wagner, Bibliographie altösterreichischer Ansichtenwerke aus fünf Jahrhunderten, Bd. 2, Graz 1984, 231ff, Rupert Feuchtmüller

Weblinks:
http://www.schallaburg.at/de
https://de.wikipedia.org/wiki/Schallaburg