Scharten ist eine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Eferding im Hausruckviertel. Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Eferding.

Scharten ist jener der Ort in Oberösterreich, an dem nach dem Erscheinen des Toleranzpatentes der erste offizielle Gottesdienst gefeiert, die erste evangelische Gemeinde gegründet und auch der erste evangelische Pfarrer eingestellt wurde.

Ursprünglich im Ostteil des Herzogtums Bayern liegend, gehörte der Ort seit dem 12. Jahrhundert zum Herzogtum Österreich. Seit 1490 wird er dem Fürstentum ‚Österreich ob der Enns‘ zugerechnet. Das Bistum Passau war lange Zeit Grundherr in diesem Gebiet, 1367 folgten ihm die Grafen von Schaunberg als Grundherrn, nach 1559 die Starhemberger.

Während der Reformation bekannte sich der größte Teil der Bevölkerung von Scharten und Umgebung zum evangelischen Glauben. Bereits seit der 1. Hälfte des 16.Jahrhunderts verbreitete sich hier reformatorisches Gedankengut sowohl durch persönliche Bekanntschaften (Händler, Kaufleute und Buchführer) als auch über Bücher, Schriften und Lieder nicht nur unter den Adelsfamilien und den Bewohnern der Städte, sondern auch unter den Bauern.

1620 setzte die Gegenreformation in Oberösterreich ein, die auf Wunsch Kaiser Ferdinand II. mit äußerster Strenge vom bayerischen Statthalter Adam Graf Herberstorff durchgeführt wurde. Viele wanderten aus – Evangelische aus Scharten ließen sich nachweislich im süddeutschen Raum nieder. Die bleiben wollten reagierten mit Hass und Erbitterung auf die aufgezwungene Katholisierung, was zu Unruhen führte und 1626 im oberösterreichischen Bauernkrieg mündete, in dessen Verlauf 3000 Bauern in der Schlacht beim Emlinger Holz am Fuß der Schartner Hügel den Tod fanden.

Danach konnten sich die katholische Kirche wieder durchsetzen, doch viele Menschen blieben resistent, gaben sich nur nach außen katholisch, blieben aber im Inneren dem evangelischen Glauben treu. Der mündlicher Überlieferung nach war ein beliebter Versammlungsort von Geheimprotestanten in Scharten der so genannte Predigtstuhl im großen Forst, wo im Schutz des Waldes Bibelstunden abgehalten wurden. Auch der evangelische Gottesdienst im bayerischen Ortenburg, damals eine evangelische Enklave im katholischen Umland, soll heimlich besucht worden sein.

Nach Bekanntwerden des Toleranzpatentes stellte Paul Hehenberger, ein Bauer aus Roitham (Gemeindegebiet Scharten), seine Scheune für Gottesdienste zur Verfügung und bemühte sich mit anderen bei der Landesregierung um die Genehmigung zur Gemeindegründung. Nachdem diese und auch die Anstellung eines Pfarrers von Kaiser Joseph II. persönlich genehmigt worden war, wurde der Prediger Johann Christian Thielisch aus Teschen (Schlesien) in Scharten als Pfarrer angestellt (Amtseinführung am 17. November 1782).

Schon am 9. Juni 1782 fand der erste öffentliche evangelische Gottesdienst in Oberösterreich in einer Scheune des Gasthofes Mair z’Edt statt. Der 9. Juni 1782 gilt daher als offizieller Gründungstag der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Scharten. Am Mair-zu-Edt-Hof erinnert seit 1982 eine Gedenktafel daran.

Foto Isiwal (talk) 2012. Aus Wikimedia Commons

Der Besitzer des Mair z’Edt-Gutes stellte auch den nötigen Baugrund für die Errichtung des Bethauses, für das Schul- und Pfarrhaus sowie den Friedhof zur Verfügung. Noch im Sommer begannen die Bauarbeiten und bereits im Spätherbst konnte die Pfarrerfamilie das gemauerte Pfarrhaus beziehen. Es bestand aus Schule und der Lehrerwohnung zu ebener Erde sowie der Pfarrerwohnung im ersten Stock.

Das hölzerne Bethaus wurde am 11. November 1782 feierlich eingeweiht. Den Giebel des Bethauses zierte der kaiserliche Adler – wohl aus Dankbarkeit dem Kaiser gegenüber.

Foto Isiwal (talk). Aus Wikimedia Commons

Das ganz aus Holz und in Eile errichtete Bethaus war nach drei Jahrzehnten schon so mangelhaft und baufällig, dass es durch ein gemauertes ersetzt werden musste. Der Neubau konnte am 21. November 1819 eingeweiht werden. Der Turm ist im Jahr 1900 errichtet worden.
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1782 kam es auch zur Gründung der konfessionellen Privatschulen, die bis zum Jahr 1938 bestanden. Wegen der großen Anzahl von Schülern gab es im Pfarrsprengel für viele Jahrzehnte drei Schulen und einzelne Bauern sorgten für die dafür nötigen Räume sowie die Unterbringung und Verpflegung der Lehrer. Die erste Schule befand sich zunächst beim „Pointner“ in Rexham, dann im Schartener Pfarrhaus. 1791 wurde eine neue Schule in Roitham eröffnet, wofür Paul Hehenberger auf seinem Gut einen Teil seines Backhauses zur Verfügung stellte, und es gab auch eine Schule in Jebenstein. Die Schule in Roitham wurde 1877 aufgelassen und 1878 die neuerbaute evangelische Schule in Scharten feierlich eingeweiht. Das Schulgebäude ist später in ein Bildungsheim und schließlich in ein Gemeindezentrum umgewandelt worden.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Evangelisches Österreich. Ein Gedenkstättenführer. Herausgegeben von Bischof Oskar Sakrausky. Wien 1981, S. 52.
  • Leopold Temmel: Evangelisch in Oberösterreich. Werdegang und bestand der Evangelischen Kirche. Linz 1982. S. 204f
  • Ernst Kinzel, Werden und Wandel unserer Gemeinde. Festschrift 1782-1982 200 Jahre Evangelische Gemeinde Scharten. (Digitalisat s. https://ekioe.topothek.at/?doc=958970)