Wallern an der Trattnach (bis 1951 nur Wallern) ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich im Bezirk Grieskirchen im Hausruckviertel. Die Gemeinde liegt im Gerichtsbezirk Grieskirchen.

In Wallern leben seit dem 16. Jh. ohne Unterbrechung evangelische Christinnen und Christen. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben sich alle wichtigen Adelsgeschlechter, die im Hausruckviertel begütert waren, wie die Schaunberger, Starhemberger, Jörger und Polheimer, der neuen Lehre zugewandt und 80 Prozent der Bevölkerung Wallerns schlossen sich im Laufe des 16. Jahrhunderts „den Ideen Luthers“ an.

Die nach 1600 in Oberösterreich einsetzende Gegenreformation stieß bei den protestantischen Adeligen sowie den überwiegend evangelischen Bauern auf heftigen Widerstand und war zunächst nicht sehr wirkungsvoll. Ferdinand II. verfügte daher mit seinem „Reformationspatent“ vom Oktober 1624, dass evangelische Prediger und Lehrer innerhalb von 8 Tagen das Land zu verlassen haben. Die Bürger mussten sich innerhalb von einem halben Jahr entscheiden, ob sie wieder katholisch werden oder das Land verlassen wollten. Trotzdem gelang es erst nach Niederschlagung des Bauernkrieges auch in Wallern wieder einen katholischen Priester einzusetzen.

Viele haben auf Grund der Repressalien die Heimat verlassen, doch einige entschlossen sich, zu bleiben und nur nach außen hin katholisch zu sein. Diese Geheimprotestanten pflegten ihren evangelischen Glauben bis 1781 im Verborgenen, ohne Pfarrer und ohne kirchliche Strukturen.

Das Toleranzpatent von 1781 wurde anfangs von manchen Behörden verschwiegen bzw. seine Durchführung verzögert; Oberösterreich erreichte es auf dem Umweg über Bayern. Michael Malzner vom Hietlmayergut in Wallern, brachte die Nachricht ins Hausruckviertel, von sie sich rasch verbreitete. Als die Behörden die Gemeindegründung verzögerten, begab sich eine Delegation, welcher der Besitzer des Hietlmayergutes und der Bauer Bartholomäus Reuther (vulgo Weberbartl) angehörten, nach Wien und erhielt von Kaiser Josef II. persönlich die Erlaubnis zum Bau eines Bethauses und zur Anstellung eines Pfarrers.

Zum Mittelpunkt der evangelischen Bewegung entwickelte sich zunächst Scharten. Da die Anzahl der Evangelischen für die Gemeinde sehr groß war, wurde für die Akatholiken aus Wallern, Krenglbach, St. Marienkirchen, Schönau, Grieskirchen, Pichl, St. Thomas und Prambachkirchen gegen Ende 1782 die Evangelische Pfarrgemeinde Wallern gegründet. Sie erhielt anfangs den Namen Wallern und Samarein (St. Marienkirchen), da Teile der später entstandenen Pfarrgemeinde Eferding damals noch zu Wallern gehörten.

Erster Pfarrer war der aus Ortenburg bei Passau stammende evangelische Seelsorger Jakob Koch (1744–1822). Er hielt am 1. Advent 1782 im Presshaus des Hierlmayergutes den ersten evangelischen Gottesdienst dieser Gemeinde.

1783 wurde das Pfarrhaus und 1784 ein Bethaus in Wallern errichtet. Das Grundstück dafür hat Josef Malzner gegen einen mäßigen Pachtschilling zur Verfügung gestellt; einen Grund zum Errichten des Friedhofes vermachte er der Gemeinde unentgeltlich.

Die erste evangelische Schule nahm 1783 beim Rathbauer in Bergern mit Leonhard Nadler als Lehrer ihren Betrieb auf. Mitglieder der Familie Nadler sind bis 1897 im Wallerner Schuldienst tätig gewesen. 1822 wurde ein eigenes Schulhaus errichtet.

Foto Franz Ovilava.
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Von 1851 bis 1853 wurde die Dreieinigkeitskirche erbaut und ersetzte das baufällig gewordene Bethaus von 1784. Sie ist eine der frühesten evangelischen Kirchenbauten Österreichs, die nach dem Fall der einschränkenden Bestimmungen für den Kirchenbau im Jahre 1849 errichtet wurden, und einer der gelungensten evangelischen Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts in Österreich. Die Einweihung erfolgte vor Fertigstellung am 1. November 1852.
Durch eine erfolgreiche Restaurierung in den Jahren 2004 und 2007, für die die Pfarrgemeinde im Jahr 2005 mit dem Denkmalpflegepreis des Landes Oberösterreich ausgezeichnet wurde, ist die ursprüngliche Raumwirkung erhalten geblieben.
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1970 hat man das alte Schulhaus abgerissen und mit dem Bau des Gemeindesaales begonnen, der 1972 als Jakob-Ernst-Koch-Saal und Nadlerstube eingeweiht wurde. 2009 entsprach er nicht mehr den Anforderungen und wurde neu gebaut. Am 2.Mai 2010 ist mit einem Festgottesdienst das neu adaptierte Gemeindezentrum gemeinsam mit dem anlässlich der oberösterreichischen Landesausstellung gestalteten Themenweg „Reformation – auf dem Weg“ eröffnet worden.

Der evangelische Friedhof von Wallern war mehrmals erweitert und 1933 eingefriedet worden.  Die 1971 erbaute Leichenhalle wurde 2009 durch die neue Aufbahrungs- und Aussegnungshalle westlich der Kirche ersetzt. 1976 hat man das Friedhofsportal erneuert und von 1997 bis 1998 entstand die östliche Friedhofsmauer mit Urnennischen.
>>>Virtueller Friedhofsbesuch von Johannes Leitner, Archiv der Evangelischen Kirche in Österreich.

Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung:

Neben dem Anwesen Kledt Nr. 9, Gemeinde Neumarkt im Hausruckkreis, befindet sich eine Gedenkkapelle für die Gefallenen des Bauernaufstandes im Jahr 1595. Zwei Kupfertafeln erinnern an die Geschehnisse.

Das Gedenkkreuz aus Eichenbalken auf der Höhe des Schulterberges bei der Ortschaft Schulterzucker erinnert an den Sieg der evangelischen Bauern über die bayerischen Soldaten im Jahr 1626.

In der Kirche St. Georgen bei Grieskirchen befinden sich mehrere Grabsteine aus der Reformationszeit, unter ihnen der Grabstein des Christoph Jörger.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):