Virtueller Rundgang von Johannes Leitner, Archiv der Evangelischen Kirche in Österreich.

Als das Wallerner Bethaus 1847 vom Kreisamt für baufällig befunden wurde, begann Pfarrer Jakob Ernst Koch Pläne für einen neuen Sakralbau zu zeichnen. Er wählte für seinen Entwurf den Kreuzgrundriss und fügte diesem nach dem Fall der Baubeschränkungen für evangelische Sakralbauten einen vorgelagerten Turm und eine Apsis hinzu. Da er über keine nennenswerten Kenntnisse im Baufach verfügte, übergab er die Pläne zwecks Überarbeitung dem Nürnberger Architekten Carl Alexander Heideloff, der bereits die evangelische Christuskirche in Wels geplant hatte. Heideloff wollte das Gebäude im neugotischen Stil ausführen, doch Koch sah die Romantik als für den Kirchenbau geeigneter an und bestand auf dem Rundbogenstil. Er wandte sich an den Welser Maurermeister Jakob Dimböck, der bereits den Entwurf Heideloffs in Wels umgesetzt hatte. Dieser konkretisierte den Plan nach Kochs Vorstellungen und führte den Bau unter Kochs Leitung aus. Die Baukosten betrugen mehr als 36.000 fl C.M., die man durch Materialspenden der Gemeindeglieder sowie Hand- und Zugrobot senken konnte. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 1. Mai 1851, die Einweihung noch vor Fertigstellung des Baues am 1. November 1852.

Die Dreieinigkeitskirche ist ein freistehender, einschiffiger Bau mit Kreuzgrundriss, Westturm und Halbkreisapsis. In den Winkeln zwischen Chor und Querhaus sind zweigeschossige Anbauten eingestellt.

Der Turm ist durch Rundbogenfriese in vier unterschiedlich hohe Geschosse geteilt und besitzt Schaftkanten in Art von Diensten, die mit vier Pinienzapfen (Symbole der Auferstehung und der Unsterblichkeit, sie erinnern auch an das Stadtwappen von Augsburg) abschließen. Während der Kirchenrenovierung im Jahr 1964 oder 1984 hat man an Stelle der ursprünglichen Pinienzapfen Blechtürmchen angebracht; 2008 sind diese wieder durch Pinienzapfen ersetzt worden. Das vierte Geschoss ist eine Art oktogonalen Aufsatz mit spitzem Turmhelm und einem Giebelkreuz.

Das einschiffige Langhaus ist im Inneren durch Wandvorlagen mit flankierenden Diensten, welche zu Gurtbögen mit flankierenden Rippen übergehen, in Joche gegliedert, die durch Platzlgewölbe überfangen werden. Die dreiseitig umlaufende Empore besitzt eine ornamental gegliederte Brüstung und ruht auf Pfeilern mit romanisierenden Kapitellen. Die Emporen der Querarme sind ähnlich gestaltete. Der Chor besitzt ein Joch mit beidseitigen Rundbogenportalen und darüber befindlichen Fenstern zu den Anräumen.

Die Ausstattung wurde schrittweise komplettiert und die Gemeinde konnte eine zollfreie Einfuhr von Einrichtungsgegenständen erwirken.

Foto von Florian Furtner. Aus Wikimedia Commons

Der Altar aus Sandstein wurde 1852 aus Bayern importiert, ist aber möglicherweise nach einem Entwurf Pfarrer Kochs gefertigt worden. Erst 1858 sind die Glocken aus Nürnberg eingelangt, die Turmuhr wurde vielleicht schon 1854 angeschafft; 1868 hat man das hölzerne Taufbecken (Taufstock) durch den Taufstein aus weißem Regensburger Stein ersetzt. Das Altargitter (Speisgitter), ein von der Welser Eisengießerei hergestelltes Eisengitter, kam 1869 hinzu. 1870 wurden die von Götz in Salzburg angefertigten Buntglasfenster im Altarraum mit Bildnissen von Luther und Melanchton, Petrus und Paulus eingesetzt und mit Drahtgitter gesichert.

Anlässlich der Feier zum hunderjährigen Jubiläum des Toleranzpatentes, die in Wallern am 12. Oktober 1881 stattfand, wurde das von Ludwig Mayer in Wien gemalte Altarbild des auferstandenen Jesus enthüllt und bildet seither optisch das Zentrum des Raumes.

1882 wurden die Liednummertafeln von L. Hager, Gosau, und um 165 Gulden der kupferner Kronleuchter von der Firma Schmidberger, Wels, angeschafft. Gemäß Signatur ist der Kronleuchter von Blasius Schättinger, Franz Kranzinger und Josef Wageneder ausgeführt worden. 1993 hat ihn Gerhard Moser renoviert. Dabei wurden nicht nur fehlende Kupfer- und Messingblättchen ergänzt, sondern er erhielt auch ein neues Seil, Umlenkrollen sowie einen elektrischen Antrieb.

Ebenfalls 1882 wurde das Kircheninnere ausgemalt sowie Kanzel und Orgel zart vergoldet. In den 1960er Jahren hat die ursprüngliche mehrfärbige dekorative Leimfarbenausmalung im Altarraum durch eine Dispersionsbemalung erheblich gelitten und wurde bei der Restaurierung von 2004 wieder hergestellt. Der blaue Sternenhimmel ist typisch für die Entstehungszeit und die damalige „erweckte / fromme“ Prägung der Gemeinde. Die historischen Kirchenbänke sowie die alten Bodenbeläge sind ebenfalls erhalten geblieben und haben einen hohen Anteil an der einheitlichen Erscheinung und authentischen Ausstrahlung des Kirchenraumes.

1975 wurde das Geläute automatisiert und die Turmuhr erneuert. Im Rahmen des virtuellen Kirchenrundganges kann man von der Orgelempore aus im Kirchenturm bis zu den Glocken aufsteigen.

Die alte Orgel ist 1989 durch eine Orgel der Firma Reil, Holland, ersetzt worden. 1992 erfolgte der Dachausbau und die Gestaltung des Jugendraumes. 2004 ist im Rahmen der Kircheninnensanierung auf Wunsch von Eltern der über die linke Querarm-Empore erreichbare „Kleinkinderraum“ mit direktem Blick in den Altarraum eingerichtet worden.

Beachtenswert ist schließlich die Kreuzigungsdarstellung zwischen dem Stiegenaufgang zum Kleinkindraum und der Liednummerntafel, denn es ist das Altarbild des alten Bethauses. Frau Pia Geusau hat das Gemälde restauriert.

Westlich der Kirche befindet sich die neue evangelische Aufbahrungs- und Aussegnungshalle, die am 8. November 2009 feierlich ihrer Bestimmung übergaben worden ist. Sie wurde in achtmonatiger Bauzeit nach einem Entwurf von MMag. Johann Gutschi, Eugendorf, errichtet und ersetzte die 1971 erbaute, nördlich des Gemeindesaals gelegene Leichenhalle. Der oktogonale Bau ist in der Ost-Westachse der Dreieinigkeitskirche platziert: Osten (Sonnenaufgang) – Altar – Taufbecken – Kirchentür – Aufbahrungshalle – Westen (Sonnenuntergang). Das Schmelzglasobjekt zum Motiv „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ (aus einem Lied von Dietrich Bonhoeffer) im Inneren hat Dr. Herbert Schmid vom Atelier Glassart, Gunskirchen, angefertigte.

Im Zuge des Baues der Aufbahrungshalle wurde auch der Platz zwischen dieser und dem Kirchen-Haupteingang mit Pflasterung, Asphaltierung, Bepflanzung und einer „Lutherrose“ als Mittelpunkt neu gestaltet.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

Herrn Gerhard Moser, Bad Schallerbach, verdanken wir viele Informationen betreffend die Ausstattung der Kirche.