Wiedweg ist ein Ortsteil von Reichenau im Bezirk Feldkirchen in Kärnten.

Wiedweg gehörte zur Millstätter Herrschaft, die bis in die heutigen Gemeindegebiete von Reichenau und Gnesau hinein reichte und 1469 dem Orden der St.-Georgs-Ritter mit dem Auftrag übertragen wurde, für militärischen Schutz der Untertanen vor den Türken zu sorgen. Der Orden war dazu nicht in der Lage und während finanzielle Probleme sowie nachlassende Disziplin im 16. Jahrhundert nach und nach zu seiner Auflösung führten, breitete sich die Reformation auch unter den Millstätter Untertanen aus.

Die Gegenreformation begann mit der Übertragung des Stiftes Millstatt an die Jesuiten durch Ferdinand II. im Jahr 1598. Im Herbst 1600 wurden rund 1500 Untertanen aus der Gegend zwischen dem Liesertal und Turrach von der vom Seckauer Bischof Martin Brenner (genannt der „Ketzerhammer“) geführte „Religionsreformationskommission“ vor die Wahl gestellt, entweder katholisch zu werden oder innerhalb von drei Monaten auszuwandern. In den folgenden Jahrzehnten kam zu Bücherverbrennungen, Zerstörung von Predigerhäuser und Kirchen sowie Ausweisungen und ab 1730 zu Zwangsumsiedlungen, wobei die Kärntner Transmigranten ihre minderjährigen Kinder zurücklassen mussten. Dennoch war der Geheimprotestantismus besonders in der Region zwischen Spittal und Gnesau Mitte des 18. Jahrhunderts immer noch weit verbreitet und die Einführung der Transmigration von Geheimprotestanten nach Siebenbürgen sowie die Einrichtung von Missionsstationen ab 1753 änderte daran wenig.

Nach Erlassen des Toleranzpatentes schlossen sich die lutherisch Gesinnten aus dem Gebiet um Wiedweg der Evangelischen Pfarrgemeinde Feld am See an und 1783 wurde eine Filialgemeinde, damals unter dem Namen „St. Margarethen“ oder „Wiederschwing“, gegründet. 1902 wurde die Filialgemeinde Wiedweg eine Filialgemeinde der Evangelischen Pfarrgemeinde Gnesau, 1950 erfolgte die Gründung die selbständigen Pfarrgemeinde A.B. Wiedweg mit der Filial- oder Tochtergemeinde Kleinkirchheim (seit 1977 Bad Kleinkirchheim) und mit Wirkung vom 31. Dezember 2011 wurden die Muttergemeinde Wiedweg und ihre Tochtergemeinde Bad Kleinkirchheim zur neuen Pfarrgemeinde mit der Bezeichnung Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Wiedweg-Bad Kleinkirchheim zusammengelegt.

Die evangelische Pfarrgemeinde ist eine Weg-des-Buches-Gemeinde. Der Weg geht über die Nockalmstraße Richtung Falkert, Wiedweg, Bad Kleinkirchheim nach Arriach.

Foto Johann Jaritz, 2012
Aus Wikimedia Commons

Das Pfarrhaus in Wiedweg wurde bereits 1783 als Schulhaus im Stil eines hölzernen Bauernhauses erbaut. In diesem Schulhaus wirkte Michael Unterlercher von „Pließnig“ in Plaß. Seine 1932 unter dem Titel „In der Einschicht“ veröffentlichten Lebenserinnerungen sind eine eindrucksvolle Schilderung der  Frömmigkeit evangelischer Bergbauern in den Jahren 1860 bis 1880 und fanden höchste Anerkennung.

Foto Johann Jaritz, 2012
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1787 wurde ein Toleranzbethaus in Wiedweg urkundlich erwähnt. Die heutige von einer Friedhofsmauern umgebene Kirche wurde 1844 unter der Leitung des Villacher Baumeisters Simon Pirker, vermutlich nach einem Entwurf des Maurermeisters Simon Zassitani, als Bethaus errichtet und erhielt 1898 einen Turm.

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Evangelisches Österreich. Ein Gedenkstättenführer. Herausgegeben von Bischof Oskar Sakrausky. Wien (1981) S. 319.
  • Alexander Hanisch-Wolfram: Auf den Spuren der Protestanten in Kärnten. Verlag Johannes Heyn, Klagenfurt 2010, S. 99.
  • Michael Schiebinger, Der Sakralbau des Vormärz in Österreich zwischen josephinischer Kontinuität und Stilpluralismus : Diss. Univ.Wien 2015 S. 118 (http://othes.univie.ac.at/38945/1/2015-05-07_0702582.pdf)