Lithographie Joseph Kriehuber, 1835; Foto Peter Geymayer.
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Seine schriftstellerische Karriere begann 1821 in Budapest, als er seine ersten Arbeiten in der Zeitschrift Pannonia unterbringen konnte. Im selben Jahr erschien sein erstes Buch »Poetische Erstlinge«, ein Gedichtband. Adolf Bäuerle holte ihn 1822 für seine Wiener Theaterzeitung nach Wien, und hier zeigte sich schon seine ambivalente Begabung. Er war sprachlich hochbegabt und eckte überall an. Wegen seiner gnadenlosen Theaterkritiken und verschiedener Essays wurde er 1825 ausgewiesen und ging nach Berlin. Hier geschah dasselbe. Zuerst prominent und beliebt als Feuilleton-Redakteur der Berliner Schnellpost für Literatur, Theater und Geselligkeit, beim Berliner Courier und als Herausgeber des »Theateralmanachs auf das Jahr 1828« und als Gründer der literarischen Gesellschaft »Tunnel über der Spree« machte er sich immer mehr Feinde. Ein Kollege forderte ihn öffentlich zum Duell. Er bekam sogar Festungshaft, weil er die Sängerin Henriette Sontag mit einem Gedicht in der Spenerschen Zeitung beleidigte (»Sontag-Skandal«), Nach dem Gefängnis ging er 1829 nach München – wieder das Gleiche. Er gründete die Zeitschriften Der Bazar für München und Bayern und Der deutsche Horizont. Aber als er das bayerische Königshaus satirisch angriff, wurde er verurteilt und eingesperrt. Anschließend in Paris zeigte er mehr »Gspür«. Durch seine Vorträge wurde er berühmt, sogar König Louis Philippe lud ihn ein. Wieder in München übernahm er den Bayerischen Beobachter und wurde »Königlich Bayrischer Hoftheater-Intendanzrat«.

1832 konvertierte Saphir In München vom jüdischen zum evangelischen Glauben (evangelisch A.B.). In seinen »Memoiren« kommentiert er das satirisch: »Kein Verbrechen hab ich zu bekennen, aber einen >Geburtsfehler<! Ich bin nämlich von Geburt ein – Jude. Ich könnte sagen ein >Israelit< oder >mosaischer Religion<, aber Hühneraugen bleiben Hühneraugen, auch wenn sie unter einem anderen Namen unter die Leute gehen. Als Jude geboren werden ist jetzt, nachdem die Fackel der wahren Aufklärung von Kamtschaka bis weit über Hessen-Kassel hinleuchtet bloß ein >Geburtsfehler<; vor 25 Jahren war es noch ein >Geburtslaster<; und vor 60 Jahren war es ein Geburtsverbrechen. Börne, Heine und ich sind mit diesem Geburtsfehler auf die Welt gekommen. Wir haben ihn alle drei operiert.«

Nach Wien zurückgekehrt, arbeitete er wieder bei der Theater-Zeitung und gründete am 1.1.1837 die satirische Zeitschrift Der Humorist, die er bis 1858 herausgab (eingestellt 1862). 1848 spielte er erst »den Wilden«, zog sich aber dann vorsichtshalber nach Baden zurück. Das und eine gewisse journalistische Altersmilde brachten ihm, der ein Leben lang von der Zensur verfolgt wurde, den Ruf ein, ein »Reaktionär« gewesen zu sein. Legendär ist seine Gegnerschaft mit Nestroy, den er aber nicht nur gehässig kritisiert hat. In dem satirischen Entwurf für einen Brief an Saphir schrieb Nestroy 1848: »An mein liebes Saphirchen, schon glaubte ich, du habest vergessen auf mich …« Saphirs Hauptproblem war, dass sich die Zeitungskritiker offenbar noch nicht genug von der Zensur und dem Spitzelwesen emanzipiert hatten. Seine Texte sind weitgehend immer noch ein literarisches Vergnügen.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 125-126.