„Glaube oder Heimat“

Die Gegenreformation, das Verbot des Protestantismus und das Erstarken des Katholizismus im 17. Jahrhundert machten in den österreichischen Ländern eine evangelische Existenz im Laufe der Zeit immer schwieriger und herausfordernder. Eine Möglichkeit, sich nicht der vom Landesherrn vorgeschriebenen katholischen Konfession zu unterwerfen und am protestantischen Bekenntnis festzuhalten, war die seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 im Reichsrecht verankerte Möglichkeit zur Emigration.

Aquarellbild über Ankunft und Aufenthalt der Emigranten in Augsburg
Aquarellbild über Ankunft und Aufenthalt der Emigranten in Augsburg, Album, 1732; Augsburg, St. Anna Kirche; Foto: Studio Lang

Vor die Wahl „Glaube oder Heimat“ gestellt, entschlossen sich viele Bürger und Bauern zur Emigration. Viele flohen nach Westungarn, etwa nach Ödenburg. Die meisten Kärntner, Steirer und Oberösterreicher wanderten in „das Reich“ aus, vor allem nach Regensburg, Augsburg, Nürnberg oder nach Württemberg; die Evangelischen aus dem westlichen Niederösterreich vor allem in die im 30jährigen Krieg großteils entvölkerten Gebiete Frankens. Die habsburgischen Erblande erlitten durch die Emigrationen jedenfalls enormen wirtschaftlichen Schaden.

Die Zwangsbekehrung der Lutheraner zum Katholizismus erfolgte in den habsburgischen Erblanden nur in den seltensten Fällen aus innerer Überzeugung: Vor allem in den unzugänglichen Bergbauerngebieten Oberösterreichs, Kärntens und der Steiermark blieben viele Bauern insgeheim evangelisch. Nach außen hin hielten sie die katholischen Riten ein, gingen zur Messe und gelegentlich zur Beichte, sie nahmen an Prozessionen und Wallfahrten teil; heimlich jedoch hielten sie Andachten, lasen die Bibel und Postillen oder sangen Lieder aus evangelischen Gesangbüchern, d. h., dass zumindest der Hausvater lesen konnte. Unentbehrlich dazu waren im Reich gedruckte Bücher, die oft in „Kraxen“ versteckt, über unwegsame Pässe geschmuggelt wurden, wofür freilich strengste Strafen vorgesehen waren. Wurden bei Hausdurchsuchungen verdächtige Bücher gefunden, drohte Zuchthaus, Zwangsarbeit oder Landesverweis, Denunzianten durften hingegen auf großzügige Belohnung hoffen.

 

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