Johannes CALVIN (1509-1564)

Porträt des Jean Calvin (1509-1564) von Tizian (1490–1576) Öl auf Leinwand, Ausmaße 5×57,5 cm. Momentaner Standort: The Reformed Church of France, Paris, France
Porträt des Jean Calvin (1509-1564) von Tizian (1490–1576)
Öl auf Leinwand, Ausmaße 5×57,5 cm. Momentaner Standort: The Reformed Church of France, Paris, France

Georg Erasmus von Tschernembl – von ihm ist eine Schrift über das Widerstandsrecht erhalten –, der in Oberösterreich Weltgeschichte gemacht hat, der große Calvin-Kenner Josef Bohatec, die bedeutende Wiener Kultur, Wirtschafts- und Wissenschaftsszene sind nur einige wenige Beispiele dafür. Eines der Standardwerke für die Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie ist neben der „Calvinrezeption“ von Barton und Körtner immer noch das zum 400. Geburtstag Calvins erschienene Buch des „Altmeisters“ Georg Loesche „Luther. Melanchthon und Calvin in Österreich-Ungarn. Zu Calvins vierter Jahrhundertfeier“1909. So hat bereits 1864 der Wiener reformierte Pfarrer Dr. Wilkens auf der 1. Lutherisch-reformierten Generalsynode ein „geistreiches Heiligenbild“ von Calvin gezeichnet.

Eine wachsende Anzahl von Calvinfeiern – dazu kam noch der Todestag 1564 und die Institutio-Termine von 1536 und 1599 – haben dann in der Reformierten Kirche Österreichs eine Art Festkultur geschaffen: Propagierung des eher weniger bekannten Calvin, Kontakte zu Kaiser und Kultur und Bildungsmaßnahmen wie die Schaffung eines „Calvin-Stipendiums für ein Studium dan der Wiener theologischen Fakultät. Die Feiern selbst waren dann neben Gottesdiensten geprägt von Vorträgen prominenter Calvinforscher im In- und Ausland. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür gibt das zum 500. Geburtstag von Thomas Hennefeld und Peter Karner herausgegebene Buch „Calvin – vom Katholikenschreck zum Mann der Ökumene“. Dieses bibliophil gestaltete Buch wurde denn gerade deshalb von den Rezensenten (z.B. Hugenotten Zeitung) gewürdigt. Fanden bisher Calvinfeiern ihren Niederschlag in einer Sondernummer des Reformierten Kirchenblattes, so haben 2009 zum ersten Mal Pfarrer, Presbyter und Professoren einen ganzen Jahrgang in Hinblick auf Calvin angelegt.

Ein weiteres Gestaltungselement ist in Österreich natürlich die traditionell gute Zusammenarbeit von Reformierten und Lutheranern. In zunehmendem Maße sehen jetzt auch die Lutheraner in Calvin ihren Reformator. Nicht nur ob seiner Kooperation und Freundschaft mit Melanchthon, sondern weil sie ihn immer besser kennenlernen, nicht zuletzt Genfs Bedeutung nach Luthers Tod.

So bieten wir den Benützern dieses Museums einen genuinen und zugleich österreichischen Calvin an. Vor allem auch dadurch, dass wir die behandelten Kapitel ungeniert nach den Interessen der österreichischen Protestanten ausgerichtet haben.

Teilen sie uns doch mit, was Sie vermissen oder was Sie noch interessieren würde. Wir sind zu Ergänzungen und Korrekturen gern bereit.

Peter Karner