Interview: Thomas Dasek (epd Ö)
Ihre Arbeit in der Evangelischen Jugend und für das Evangelische Jugendwerk beginnt 1950. Sie waren dann aktiv bis in die beginnenden 70er Jahre dabei. Wie beschreiben Sie das Verhältnis zwischen Kirchenleitung und Jugendwerk, das damals die Arbeit geprägt hat?
Ich glaube, dass wir, wie wahrscheinlich jede Jugend, Schwierigkeiten mit der vorgesetzten älteren Behörde gehabt haben, weil wir die äußeren und auch inneren Vorstellungen dieser Behörde nicht erfüllt haben, bewusst nicht erfüllt haben Wir wollten nicht mehr Jugendarbeit machen, so wie es sich damals die Kirchenleitung vorgestellt hat, wir wollten eine offene Jugendarbeit haben, eine koedukative Jugendarbeit haben, wir wollten alle Wege gehen, an Menschen heranzukommen. Es hat sogar Zeiten gegeben, wo, wenn wir von einem Ausflug am Westbahnhof angekommen sind, Lieder gesungen haben zum Abschluss.
Der Konflikt mit der Kirchenleitung, der dann auch stark eskaliert ist, wodurch war der bestimmt? Worum ist es da gegangen?
Das eine waren die Finanzen. Die Jugend braucht immer mehr Geld als sie bekommt. Und wir haben ganz große Schwierigkeiten gehabt, unsere Arbeit zu machen. Aber es hat damals noch viel, viel mehr ehrenamtliche Mitarbeiter in der Jugend gegeben, weil es für Jugendliche damals leichter war, sich für eine bestimmte Zeit festzulegen wo z. B. ein Jugendkreis gehalten wird. Das ist heute viel, viel schwerer.
Welche Menschen waren für Sie wichtig in der Zusammenarbeit?
Es hat zwei Menschen gegeben, ohne die ich wahrscheinlich nicht so lange und so intensiv mitgearbeitet hätte, das eine war Professor Arnulf Pyrker, der damals Jugendwart in Wien war, und der andere war der spätere Pfarrer Dr. Johannes Dantine, mit dem mich neben der Arbeit auch eine sehr innige Freundschaft verbunden hat.
Auf Johannes Dantine sind Sie ja dann wieder getroffen. Sie gehörten später als Landeskirchenkurator der gesamtösterreichischen Kirchenleitung an und haben nun von einer völlig anderen Perspektive aus mit Jugendanliegen zu tun gehabt. Sie waren vom Oberkirchenrat delegiert in die Gremien der Evangelischen Jugend. Wie ist es dazu gekommen?
Johannes Dantine hat dieses Amt ursprünglich ausgeführt, ist dann 1999 gestorben, und der Oberkirchenrat hat über Vorschlag von Bischof Herwig Sturm mich beauftragt, diese Arbeit weiterzuführen. Am Anfang dieser Arbeit hat es sehr, sehr viele positive Ereignisse gegeben. Ich konnte der Jugend finanziell behilflich sein, ich konnte bei personellen Entscheidungen durchaus meine Meinung unterbringen, das war kein Problem. Später dann hat sich das etwas geändert, weil, der Grundgedanke, den Wilhelm Dantine sen. in die damalige Ordnung des Jugendwerkes untergebracht hat, nämlich dass die hauptamtlichen Teilnehmer eines Gremiums in diesem kein Stimmrecht haben, sehr, sehr stark angefochten wurde. Sehr spät ist dieser Punkt dann in die Ordnung des Jugendwerks hineingekommen, allerdings gar nicht viel später wieder gestrichen worden.
Die Ordnungsfragen haben Sie schon in den 60er Jahren auf Seiten des Jugendwerkes sehr stark geprägt und die Diskussion bestimmt. Offenbar auch noch 30 Jahre später.
Das Thema ist jetzt noch immer ein Dauerbrenner.
Ein zweiter Bereich, mit dem Sie zu tun hatten, ist Burg Finstergrün.
Johannes Dantine und ich haben in der Jugendkammer, dem geschäftsführenden Leitungsorgan des Jugendwerkes, durchgesetzt, dass die Burg Finstergrün erworben wurde. Es hat viele Anfeindungen gegen diesen Beschluss gegeben, Aber für die Jugendarbeit ist Finstergrün heute noch ein ganz, ganz wesentlicher Punkt. Es ist eigentlich das letzte „Lager“, das noch vom Gesamtjugendwerk betrieben wird, es ist dort alles möglich, was man sich unter Jugendarbeit vorstellen kann. Leider ist die finanzielle Situation auch für Finstergrün nicht sehr günstig, und momentan versucht man gerade einen Weg zu finden, Finstergrün doch zu erhalten.
Danke für das Gespräch.