Wurden unter Maria Theresia Protestanten noch verfolgt, so änderte sich unter ihrem Sohn, Kaiser Josef II., die Situation schlagartig. Im Oktober 1781 erließ der Kaiser das Toleranzpatent, mit dem die evangelischen Kirchen sowie die griechisch-orthodoxe Kirche in Österreich erlaubt wurden, im Jahr darauf folgte ein ähnliches Patent für Juden.
Angehörigen dieser Religionsgemeinschaften wurde die private Religionsausübung (das Privat-Exerzitium) zugestanden. Eine öffentliche Religionsausübung war weiterhin untersagt, weshalb die Nicht-Katholiken (Accatholici) keine öffentlichen Kirchen bauen durften, sondern nur private Bethäuser.
Das älteste evangelische Kirchengebäude Österreichs ist die reformierte Kirche in Oberwart (Oberwart / Felsőőr; heute Bgld.).
Bald schon begann man mit dem Aufbau der jungen Kirchen, der sich jedoch schwierig gestaltete, da es in Österreich keine gewachsene evangelische Substanz gab.
Die Biedermeierzeit (1815–1848) bedeutete für die Evangelischen auch wieder so manchen Rückschritt. Die Ausweisung der Zillertaler Protestanten 1837 war die letzte Ausweisung aus konfessionellen Gründen.
Aber vieles gelang auch, wie der Ausbau der Schulanstalten in Oberschützen (Felsőlövő; heute Bgld.).
(Karl-Reinhart Trauner)
Beiträge:
- Das Toleranzpatent von 1781 und das Toleranzbethaus
(PDF aus: Das Buch zum Weg, S. 182-184) - Gedenken an vertriebene Zillertaler Protestanten (1837)
(epd-Newsletter 22 vom 29.05.2012)
Siehe auch:
- Gustav Reingrabner: Eine Wolke von Zeugen – Karl Traugott Held
Aus: Glaube und Heimat 1990, S.38-40. - Georg Fock
- Karl Wilhelm von Hilchenbach
- Henriette von Nassau-Weilburg
- Friedrich von Gentz
- Gottlieb August Wimmer
Literatur (Auswahl):
- Karl Schwarz: Zum 200-Jahr-Jubiläum des Josefinischen Toleranzpatents (13. Oktober 1781). In: „Lutherische Kirche in der Welt“ 28, 1981.