Calvin war ein Wegbereiter der Ökumene. Und er dachte in europäischen Dimensionen, wie seine weit verzweigte Korrespondenz belegt. Das gilt zunächst innerprotestantisch. Calvin versuchte, zwischen Luther und Zwingli theologisch zu vermitteln und die sich anbahnenden Spaltungen des evangelischen Lagers zu verhindern.

Der Genfer Reformator bemühte sich aber auch um den Dialog mit der Katholischen Kirche. Gerade die jüngere katholische Calvinforschung würdigt die strukturellen Parallelen zwischen Calvins Kirchenverständnis und dem Kirchenverständnis des Zeiten Vatikanischen Konzils.

Der bedeutende Calvinforscher Josef Bohatec (1876-1954), der an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien lehrte, hat Calvins Theologie treffend eine „Theologie der Diagonale“ genannt. Ihr Geist ist in den Zusammenschlüssen Evangelischer Kirchen in Europa, wie etwa in der Leuenberger Konkordie (1973), weiter lebendig.

Ulrich Körtner