Der wirkliche Aufstieg der Mozartkugeln begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg – parallel zum großen Aufschwung der Salzburger Festspiele. Die Firma Victor Schmidt & Söhne erzeugte in diesen Jahren erstmals Mozartkugeln mit modernen Produktionsmethoden, da mit der traditionellen händischen Herstellung die große Nachfrage nicht befriedigt werden konnte. Dabei wurde auf die Beibehaltung der historischen Rezeptur höchster Wert gelegt.

Ende des 19. Jahrhunderts war Victor Schmidt & Söhne der größte Süßwaren- und Backwarenfabrikant Österreich-Ungarns. Die Wiener Schokoladefabrikation des Victor Anton Schmidt begann 1858. Da meldete er das »Gewerbe der Schokoladefabrikation« an. Der erste Standort war im 4. Bezirk, in der Goldeggasse 6 (heute Goldeggasse 29), zwischen 1880 und 1905 arbeiteten in der Fabrik in Wieden in den Sommermonaten 800 bis 1000 Personen. Dem rasanten Aufstieg der Firma folgte eine Krise, 1864 stand sie vor dem Konkurs. Da aber Victor Schmidt als integre Persönlichkeit galt und es sich nicht um fahrlässige Krida handelte, gelang es ihm, im Jahr 1865 den extrem niedrigen Ausgleich von 25 Prozent mit seinen Gläubigern zu vereinbaren. 1872 trat der älteste Sohn Victor Ladislaus (geb. Pest, Budapest/Ungarn, 27.6.1849; gest. Dresden, Sachsen/Deutschland, 2.7.1914) in das Geschäft ein und der 1863 protokollierte Firmenname Victor Schmidt wurde in Victor Schmidt & Sohn geändert. 1884 zog sich der Gründer aus der aktiven Firmenleitung zurück und überließ sie seinen Söhnen.

Theodor Edmund Schmidt (geb. Pest, 17.10.1857; gest. Unterach a.Attersee/OÖ, 5.8.1921) war der jüngste Sohn des Fabrikanten und Süßwarenerzeugers. Zusammen mit seinen Brüdern Victor Ladislaus (zog sich 1904 aus der Unternehmung zurück) und Alfred (geb. Pest, 17.12.1854; gest. Wien, 12.12.1923) führte er die Unternehmung, die in alle Kronländer lieferte und auch einen wesentlichen Exportanteil hatte, zu neuer Größe. Dies geschah in erster Linie durch den Einsatz der jeweils modernsten Technik für die Produktion aber auch durch die Ausweitung des Verteilernetzes, indem in allen Großstädten der Monarchie Detailgeschäfte eröffnet wurden. Bereits 1880 war in Budapest eine eigene Erzeugung unter der Firma »Victor Schmidt és Fiai« begründet worden.

Die damals erzeugten Produkte erstreckten sich von Schokolade-Tafelware, Pfefferminz-Bonbons über Kletzenbrot bis hin zu Feigenkaffee, diversen Marmeladen und Teigwaren. Als einziges nicht essbares Produkt wurde Präsent-Seife angeboten. Da die Fabrik im 4. Bezirk bereits vor dem Ersten Weltkrieg zu klein geworden war, übersiedelte die Produktion 1920 nach Simmering, wo mit der Erzeugung von Schokoladewaren, Zuckerwaren, Keksen und Bäckereien begonnen wurde.

Im Jahr 1939 trat Theodor Schmidt, der Sohn von Theodor Edmund Schmidt, als Geschäftsführer aus und so wurde das Unternehmen zu einer Einzelfirma mit drei stillen Gesellschaftern. Die unmittelbaren Kriegsschäden waren zwar gering, dennoch musste die Produktion zwischen 1944 und 1946 aus Rohstoffmangel eingestellt werden. Im Jahr 1947 gab es die ersten offiziellen Zuteilungen an Zucker, Mehl und Fett, und so konnten wieder Kekse und bis 1948 auch Senf von Victor Schmidt, zunächst gegen Rationierungsmarken, gekauft werden. Von nun an konzentrierte sich die Firma zunehmend auf die Herstellung von feinen Schokoladewaren, Bonbonnieren und Mozartkugeln. Durch Werbung in Rundfunk und Fernsehen konnte auch das Produkt Ildefonso erfolgreich am österreichischen Markt etabliert werden. 1971 kaufte die Firma Victor Schmidt & Söhne die Firma Gustav & Wilhelm Heller. Mit 1.1.1995 wurde Victor Schmidt & Söhne an Nestle verkauft und am 1.1.2000 von Manner übernommen. Mozartkugeln sind heute bis nach Japan bekannt, mit dem höchsten Bekanntheitsgrad als typisch österreichisches Süßwarenerzeugnis.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 129-130.