In ihrer Studie prognostizieren die Autoren Goujon u. a. (2007) das zukünftige Gefüge religiöser Gruppierungen in Österreich anhand verschiedener Szenarien, die unter anderem religions- und altersspezifische Geburtenraten, die Migrationsrate, sowie die Säkularisierungsrate der Katholischen und Evangelischen Kirche mit einbeziehen. Sie schätzen den Anteil der Evangelischen an der Gesamtbevölkerung auf zwischen 3,4 und 5,2% im Jahre 2051, je nach Berücksichtigung der unterschiedlichen Szenarien (vgl. Table 1 der Studie).
Im Gegensatz zu den prognostizierten Entwicklungen für die Römisch Katholischen Kirche wird die Evangelische Kirche einen Anstieg an Mitgliedern verzeichnen können – und dies in elf Szenarien – der vor allem auf den höheren Anteil Evangelischer unter Migranten (über 8%) als auf die in Österreich lebende Bevölkerung zurückzuführen ist.
Fliegenschnee u. a. (2004), die ebenfalls eine Schätzung der Zahl der Evangelischen in Österreich unternehmen, erwarten einen bedeutenden Rückgang, den sie teils durch den Säkularisierungsprozess, teils durch den Übertritt von Kindern aus konfessionsübergreifenden Ehen (mit einem nicht evangelischen Partner, was derzeit mehr als 80% aller Ehen mit zumindest einem evangelischen Partner betrifft) erklären. Einen weiteren Faktor erkennen sie auch in der Geburtenrate, die für evangelische Frauen mit durchschnittlich 1,2 Kindern im Jahre 2001 die niedrigste innerhalb aller religiösen Gruppierungen ist, unterhalb jener von Katholiken und anderen Konfessionen. Die Analyse zeigt auch bedeutsame Unterschiede bezüglich der Säkularisierungsrate der evangelischen Gemeinschaft, mit wesentlich stärkeren Tendenzen in der Hauptstadt Wien als in anderen Regionen. Weitere in Vorbereitung befindliche Berechnungen (Goujon 2009) deuten darauf hin, dass der Anteil der Evangelischen in Wien bei ähnlich bleibenden Bedingungen einen Tiefpunkt von 3% im Jahre 2051 erreichen kann (vgl. Table 2 der Studie).
Von Wolfgang Lutz
(Übersetzung: Brigitte Petritsch)
- Englische Fassung
- Studie (PDF aus: Vienna Yearbook of Population Research 2007, pp. 237-270)