Virtueller Rundgang und Historische Kirchenführung von Johannes Leitner, Archiv der Evangelischen Kirche in Österreich.

Die Bekenntniskirche in Weppersdorf wurde nach den Entwürfen von Clemens M. Kattner, einem Schüler des Architekten Friedrich von Schmidt, unter der Bauleitung von Maurermeister Koth aus Kobersdorf errichtet und am 30. August 1931 eingeweiht.

Sie ist ein Alterswerk des Architekten, das mit längst als überholt geltenden historisierenden Formen ausführt wurde.

Foto Sup. Burgenland

Die qualitätvolle Chorausmalung aus dem Jahr 1937 schuf der Wiener Maler Franz Zimmermann und stellt die Himmelfahrt Christi dar. Sie zeigt vor allem die Schulung des 19. Jahrhunderts und nur marginaler Einfluss der klassischen Moderne. Beachtenswert ist die Verbindung der unkonventionellen szenischen Komposition mit dem zentralen Kanzelaltar aus Holz. Im Zug der 2004 erfolgten Innenrestaurierung wurde die für die Gesamtheit des Raumeindrucks wichtige ursprüngliche Wandgestaltung entdeckt und man entschloss sich, anstelle der ursprünglich geplanten routinemäßigen Ausmalung des Kirchenraumes die schematisierten Wolkengebilde und eine reichere Variante des bestehenden Spruchbandes am Chorbogen wiederherzustellen. Da diese inhaltlich sowie formal mit der monumentalen Wandmalerei der Himmelfahrt Christi im Chorschluss übereinstimmen, konnte die davor isoliert wirkende Darstellung in das gesamte Raumkonzept eingebunden werden.

Die Orgel der Kirche ist 1931 von der Fa. Huber aus Eisenstadt gebaut worden.

Der Taufstein wurde von der Familie Lautner gespendet.

Im Glockenturm der Bekenntniskirche hängt neben zwei Stahlglocken aus dem Jahr 1931 eine besonders wertvolle Bronzeglocke, die sogenannte „Vaterunser-Glocke“. Diese 1645 in Wien von Leonhard Löw, einem der besten Glockengießern der Barockzeit in Österreich, gegossene und noch funktionstüchtige Glocke ist eines der wenigen Denkmäler im Burgenland aus der Zeit vor dem Toleranzpatent. Sie ist circa 180 kg schwer, 60 cm hoch und hat einen Durchmesser von 62 cm. Am sogenannten Glockenhals trägt sie die Inschrift „ME.FECIT.LEONARDVS.LÖW.VIENAE.ANNO.1645“, und im unteren Drittel des Glockenmantels sind die Worte „AVF.WEPPERSDORF.LIES.MICH.BRINGEN.HER/HERR.PFARRER.WENZEL.WEINGARTNER/ANNO.1646.“ eingraviert. Weingartner wirkte von 1646 bis zum Jahresende 1651 als evangelischer Pfarrer in Weppersdorf, danach in Lutzmannsburg, wo er vermutlich 1659 starb. Die Glocke war zunächst im Glockenturm der ehemaligen katholischen, damals protestantischen Kirche des Ortes aufgehängt worden. Als die Kirche 1661 den Katholiken zurückgegeben wurde, dürfte das Geläut zwischen Katholiken und Protestanten geteilt und die Vaterunserglocke den Protestanten zugesprochen worden sein. Über Standort bzw. Verbleib der Glocke bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts gibt es nur dürftige Nachrichten. Im Jahr 1857 wurde sie in dem für die Weppersdorfer evangelische Volksschule errichteten „Schulthurm“ untergebracht und hing ab 1906 zusammen mit zwei weiteren Glocken in einem neu errichteten hölzernen Glockenstuhl, der neben der Schule im Schulhof stand. Seit dem August 1931 befindet sich die Vaterunserglocke im Glockenturm der Bekenntniskirche. Den Ablieferungsaktionen für Glocken während des Ersten und während des Zweiten Weltkrieges entging sie teils durch Zufall, teils wegen ihrer geringen Größe, ihres Wertes und wahrscheinlich auch wegen des beherzten Eingreifens bzw. energischen Widerstandes – vermutlich auch in Form von schriftlichen Eingaben an die Behörden – seitens der Bevölkerung bzw. des damaligen Pfarrers.

 

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