Geboren am 6. Mai 1912 in Berlin als Ellen Preis.
Gestorben am 18. November 2007 in Wien-Lainz.

Florettfechterin, Lehrerin für Fechten und Atemtechnik.

Ella Müller-Preis war zunächst als Leichtathletin aktiv. Ihre Tante Wilhelmine Werdnik weckte ihr Interesse am Fechtsport. Wilhelme Werdnik war in erster Ehe mit dem Fechtmeister Michael (Milan) Neralic verheiratet, in zweiter Ehe mit dem Fechtmeister Martin Werdnik und führte nach dessen Tod den „Fechtsaal Werdnik“ (ab 1954 „Fechtclub Werdnik“) weiter. Sie galt als „Pionierin des Damenfechtsports in Österreich und Deutschland“, Ella Preis war ihre erfolgreichste Schülerin. 1928 begann sie das Fechttraining in Wien und bald stellten sich Wettkampferfolge ein. Da Deutsche Sport-Funktionäre kein Interesse an ihrer Teilnahme an den X. Olympischen Sommerspielen in Los Angeles hatten, erlangte sie recht kurzfristig die österreichische Staatbürgerschaft, startete für Österreich und wurde zur bis heute einzigen österreichischen Fechtolympiasiegerin.

Nach dem 1. Olympiaerfolg absolvierte sie ein Lehramtstudium in den Fächern „Deutsch“ und „Turnen“, sowie beim Wiener Stadtschulrat einige Prüfungen im Bereich der Gymnastik und Akrobatik. Danach war sie als Mittelschulprofessorin tätig, blieb aber dem Fechtsport treu. Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin erreichte sie die Bronzemedaille.

Am 26. August 1939 heiratet sie den Arzt Dr. Heinrich Müller und in den folgenden Jahren wurden zwei Söhne und eine Tochter geboren, die früh starb. Dr. Heinrich Müller war nationalistisch orientiert, Mitglied einer schlagenden Verbindung und als Parteimitglied ab 1944 in der Waffen-SS als Arzt tätig. Die Ehe scheiterte in den 50er Jahren.

Ellen Müller-Preis war nie NSDAP-Mitglied, sie ist explizit als Parteimitglied abgelehnt worden, trotzdem war sie während des NS-Regimes Fechtfachwartin des „BDM-Obergaues Wien“. Zusätzlich fungierte sie als Jurorin bei diversen Fechtveranstaltungen.

Bei den ersten olympischen Spielen nach dem Krieg in London 1948 erreichte Ellen Müller-Preis eine weitere Bronzemedaille. Mit ihren insgesamt fünf Olympiastarts zählt sie zu den erfolgreichsten österreichischen Athletinnen überhaupt. Außerdem hat sie drei Weltmeistertiteln (1947, 1949, 1950) und zwischen 1931 und 1957 weitere acht WM-Medaillen sowie 18 Staatsmeistertiteln gewonnenen und beendete ihre aktive Sportlerlaufbahn verletzungsbedingt 1962, trainierte aber weiterhin österreichische Fechttalente.

Ihr Können als Fechtmeisterin, aber auch ihre Kenntnisse in Atem- und Stimmführung, gab sie ab 1946 als Lehrerin am Konservatorium der Stadt Wien (Opernabteilung für Bewegungslehrer und Bühnenfechten), ab 1950 als Hochschulprofessorin an der Akademie für Musik und darstellende Kunst (Bewegungslehre sowie Atemtechnik im Bühnenfechten) und als Dozentin für Bühnenfechten und historisches Fechten am Max-Reinhardt-Seminar weiter, zudem inszenierte sie Fechtszenen am Burgtheater sowie an der Wiener Staatsoper und auch für die Salzburger Festspiele. Darüber hinaus hielt sie Vorträgen und Lehrgängen für InstrumentalistInnen und SchauspielerInnen im In- wie im Ausland und hat sich auch mit der Kulturgeschichte des Fechtens befasst. Ihr Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Wie keine andere Sportlerin gilt Ellen Müller Preis als Ikone des Inbegriffs von Fairness und vorbildlichen Charakters und wurde vielfach geehrt,

Sie war evangelisch A.B. und wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet (Gruppe: 67, Reihe: 11, Nummer: 78).

 

 

Weblinks (Auswahl):

 

Literatur (Auswahl):

  • Johannes Hochsteger: Biographische Studie zu österreichischen Sportidolen von 1933-1945. S.43-53 und S.178-185. Diplomarbeit 2014, Universität Wien, Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport.  https://phaidra.univie.ac.at/open/o:1310035