Geboren am 6. Juni 1819 in Berlin/D.
Gestorben am 7. Jänner 1892 in Wien.

Arzt, Physiologe, Histologe, Medizinforscher

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Er war der Begründer der österreichischen Physiologen-Schule und wurde 1879 zum ersten Rektor mit evangelischer Konfession gewählt. Brücke gehörte mit Carl Ludwig, Hermann von Helmholtz und Emil Du Bois-Reymond zu den entschiedenen Verfechtern der Schule der organischen Physik, die Physiologie ausschließlich auf dem Boden der exakten Naturwissenschaften betreiben wollten. In Wien war er Mitglied der Kerngruppe der berühmten Wiener Klinischen Medizin, der u.a. Carl von Rokitansky, Ferdinand von Hebra und der Anatom Josef Hyrtl angehörten. Mit Hyrtl kam es auch zu heftigen akademischen Auseinandersetzungen. Sein berühmtester Schüler war Sigmund Freud.

Brücke studierte seit 1838 in Berlin, Heidelberg und wieder in Berlin; 1848 wurde er als Nachfolger von Friedrich Burdach Professor für Physiologie in Königsberg, 1849 Professor in Wien. Dort wurden ihm höchste Ehrungen, u. a. die Erhebung in den erblichen Adel (1873), zuteil. Darüber hinaus war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften sowie des Ordens Pour le Merite.

Brückes physiologisch-anatomische Arbeiten waren umfassend und erstreckten sich in Königsberg auf die Erforschung der Augenmuskulatur. In Wien traten Forschungen zur Verdauungsphysiologie, zur Wirksamkeit des Pepsins, zu Harn und Gallenfarbstoff sowie zur Blutgerinnung hinzu. In den vergleichenden zellphysiologischen Studien bewies er die Essenzgleichheit des Protoplasmas bei Pflanzen und Tieren. Im Anschluss an Max Schultze (1825-1874) deutete Brücke das Protoplasma als bedeutenden Bestandteil der Zelle und diese mit Rudolf Virchow als Elementarorganismus des Lebendigen. Für lange Zeit richtungsweisend waren auch Studien zur Reizbewegung, die Brücke an Mimosa pudica vornahm. Weit über die Physiologie hinausweisend, aber doch immer von ihr geleitet waren schließlich seine philologisch-ästhetischen Arbeiten zu Phonetik, Versmaß und Farblehre.

Er war evang. A.B. und wurde am Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf bestattet. Sein Denkmal im Arkadenhof der Universität Wien stammt von Otto König, sein Porträt im Senatssaal von August Eisenmenger.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 182.

 

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