Geboren am 22. Jänner 1839 in Gotha.
Gestorben am 10. Juni 1896 in Bad Gleichenberg, Steiermark.

Schausteller, Tierbändiger

Er war der Sohn eines Schaustellers, brannte von zu Hause durch und wurde Tierbändiger. Im Jahr 1864 kam der Zirkus Suhr-Hüttemann mit dem damals bereits weltbekannten »Löwenbändiger Hermann« in den Wiener Prater. Dieser Dompteur war niemand anderer als Hermann Präuscher, der nachmalige Begründer des berühmt-berüchtigten Panoptikums. Da standen nebeneinander amüsante, teils frivolerotische Szenerien aus Wachsfiguren, wie etwa der »Gorilla, ein weißes Mädchen raubend«, Märchenfiguren, historische Persönlichkeiten wie Kaiserin Maria Theresia, Kaiser Joseph II., Fürst Kaunitz. Neben Papst Pius X. »wuchtet Luthers eckiger Riesenkopf, getragen von einer breiten derben Gestalt«, Kaiser Wilhem I., Kaiser Franz Joseph, Erzherzog Karl, Kolschitzkys erstes Wiener Kaffeehaus usw. Berühmte Verbrecher, die schöne tätowierte Amerikanerin, mittelalterliche Foltergeräte, die Exekution mit dem Rad und der Koffer – mit »zwei Beglaubigungsschreiben der Budapester Staatsanwaltschaft, welche für die Echtheit des Koffers bürgen« – des Raubmörders Johann Szimitz. Daneben präsentierte Präuscher auch über 2000 Präparate von allen nur erdenklichen krankhaften, aber auch normalen Organen des menschlichen Körpers. Die damals weltberühmte Bartdame, das »Haarweib« Julia Pastrana, war die Sensation im Panoptikum. Im anatomischen Museum soll Präuscher auch ausgestopfte Menschen ausgestellt haben. Ihre Häute hatte er ihnen angeblich noch zu Lebzeiten abgekauft. 1945 wurde Präuschers Panoptikum bis auf jene Objekte, die seine Enkelin aus dem brennenden Prater zu retten vermochte, vernichtet.

Er war evangelisch A.B. und wurde am Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf beigesetzt.
Der Präuscherplatz im 2. Wiener Gemeindebezirk wurde 1963 nach ihm benannt.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 178.

 

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