Nachdem der Kaiserliche Gottesacker vor dem Schottentor, der vom 16. bis ins 18. Jahrhundert einem Großteile der in Wien verstorbenen Protestanten als letzte Ruhestätte gedient hatte, 1783, wie alle Wiener Friedhöfe innerhalb des Linienwalls, im Rahmen der Josephinischen Reformen aus Sanitätsrücksichten aufgelassen wurde, ist es den Evangelischen freigestellt worden, eigene Friedhöfe zu errichten oder ihre Toten auf den in den Vororten neu errichteten Kommunalfriedhöfen (Sankt Marxer Friedhof, Hundsturmer Friedhof, Matzleinsdorfer Friedhof, Währinger Friedhof, Schmelzer Friedhof) zu bestatten – die Vorsteher der lutherischen und der reformierten Gemeinde in Wien entschieden sich für die Gemeinsamkeit der Friedhöfe „als Zeugnis ihrer Verträglichkeit und brüderlichen Liebe“. Diese Regelung blieb bis in die Fünfzigerjahre des 19. Jahrhunderts bestehen.

Im Rahmen der Konkordatsverhandlungen verpflichtete sich die kaiserliche Regierung die gemeinsamen Friedhöfe zugunsten konfessionell getrennter Begräbnisstätten aufzugeben. Nachdem Kaiser Franz Josef I. am 18. Mai 1856 einen Verordnungsentwurf genehmigt hatte, der unter anderem vorsah, dass die evangelischen Gemeinden baldmöglichst eigene Friedhöfe anzulegen hätten, beschloss das Vorsteher Collegium der Evangelischen Gemeinde A.C. in Wien bereits in seiner Sitzung vom 25. Juli 1856 gemeinsam mit der Gemeinde H.C. die nötigen vorbereitenden Schritte zur Einrichtung eines evangelischen Friedhofs einzuleiten, 1857 erfolgte der Kauf des Grundes vor der Matzleinsdorfer Linie und am 7. April 1858 konnte der evangelische Friedhof eingeweiht werden. Finanziert wurde die Anlage aus Mitteln der beiden Gemeinden im Verhältnis 3:1 entsprechend der jeweiligen Mitgliederzahl sowie dem Ertrag eines Spendenaufrufes an die Gemeindeglieder und die Vergütung des Kaufschillings für den Grund erfolgte dank der a.h. Entschließung vom 13.12.1957 aus dem Staatsschatz.

1860 wurde die von dem bedeutenden Architekten Theophil Hansen geplante Friedhofskapelle, nun Christuskirche, fertiggestellt. 1898/99 wurde sie nach einem „Adapierungsplan“ des Architekten Ludwig Schöne umgestaltet und zu einer Filialkirche der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien. Seit 1924 ist sie Sitz der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien-Favoriten Christuskirche (bis 1949 Teilgemeinde der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Wien).

Foto von Florian Demmer.  Aus Wikimedia Commons

Die Belegung des Friedhofes erfolgte rasch – bis zum 29. Juni waren dort bereits 138 Leichen bestattet worden (Wiener Zeitungshalle vom 29.Juni 1856, Seite 1) – sodass bald eine Erweiterung notwendig wurde, doch der weiterer Ausbau wurde behördlich abgelehnt und die Belegung des Friedhofs mit 15. November 1904 (die Grüfte mit 30. September 1909) befristet, weshalb beim Zentralfriedhof ein (zweiter) evangelischer Friedhof, nun Evangelischer Friedhof Simmering, angelegt wurde.

Während des Zweiten Weltkriegs erhielt der Friedhof im Zuge der Bombardements der nahegelegenen Südbahn schwer Schäden.

Russischer Soldatenfriedhof
Foto GuentherZ. Aus Wikimedia Commons

Nach dem Krieg wurde auf dem Gelände des Evangelischen Friedhofs Matzleinsdorf ein russischer Soldatenfriedhof angelegt auf dem zwischen 1945 und 1947 Angehörige der Roten Armee in einem Massengrab und in 32 Einzelgräbern ihre letzte Ruhe fanden.

Zu der mehrfach angedachten Sperre beziehungsweise Auflassung des Friedhofs ist es nicht gekommen – 1987 wurde sein Weiterbestand auf unbestimmte Zeit genehmigt. Er wird noch immer belegt und von einem eigenen Friedhofsausschuss der evangelischen Gemeinden A. B. und H. B. örtlich verwaltet.

 

Literatur (Auswahl):

 

Weblinks (Auswahl):

 

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