Vermutlich war sich Rainer dessen bewusst, dass er als Stadtplaner in einer großen hugenottischen Tradition stand. Die Hugenotten waren es, die im Gegensatz zu den historisch gewachsenen Städten Karlsruhe und Kassel auf dem Reißbrett entwarfen. Auch eine Stadt wie New York zeigt diese Traditionslinie.

Wiener Stadthalle, ca. 1972, Foto: Hubert Ortner.
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Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule in Wien und behandelte in seiner Dissertation eine der Problemzonen des Wiener Städtebaus, nämlich den Karlsplatz. Zu Studienzwecken ging er ins Ausland. Von den Niederlanden und Deutschland nach Wien zurückgekehrt, leitete Rainer ab 1955 die Meisterschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1956-1962 entstand eines seiner bedeutendsten Werke, die Stadthalle in Wien. 1958 wurde er mit der Bearbeitung des Flächenwidmungsplans beauftragt. 1962 war er mit einem Planungskonzept fertig, von dem viel verwirklicht wurde. Rainer war nicht der erste und wird auch nicht der letzte Künstler sein, der wegen seiner kreativen Ideen in Konflikt mit der Stadtverwaltung geriet. Rainer trat zurück. Er war auch ein verlässlicher Kritiker der Wiener Bausünden und der fortschreitenden Umweltzerstörung.

Sein bedeutendstes Buch ist die »Städtebauliche Prosa«. Er wurde an die Technische Universität Berlin berufen, an die Technische Hochschule Braunschweig, an die Technische Hochschule Haifa und an die Technische Hochschule München. 1953 wurde er Ordinarius für »Wohnungswesen, Städtebau und Landesplanung« an der Technischen Hochschule Hannover und erhielt 1954 den Lehrstuhl für Hochbau an der Technischen Hochschule Graz – und pendelte daher ständig zwischen Hannover und Graz. Rainer entwickelte eine zusammenhängende Lehre vom Einzelhaus bis zum Städtebau. Für Privathäuser propagierte er das naturnahe Wohnen im verdichteten Flachbau. Dazu verwendete er Ideen aus der Antike und dem Orient. 1980 bis 1986 war er Vorstand des Denkmalbeirat des Bundesdenkmalamtes. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1962 den Großen Österreichischen Staatspreis und 1979 das »Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst« 1979.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 123-124.