Die Baronin war eine Sozialreformerin und Frauenrechtlerin. Sie unterstützte die methodistische Kirche in Österreich in ihrem Kampf gegen behördlich ausgesprochene Predigtverbote und für die Genehmigung öffentlicher Gottesdienste und Sonntagsschulen. Am 8. Februar 1901 wurde auf Initiative von Marie Lang die Wiener Settlementbewegung gegründet. Mit zu den Gründungsfrauen gehörte auch Baronin Amelie von Langenau. Dem 1902 gegründeten Verein abstinenter Frauen stand sie als Präsidentin vor. Die Idee der Gründung einer alkoholfreien Gastwirtschaft ging von der sozialen Notsituation aus: »Der Verein bekämpft vom hygienischen und sozialen Standpunkt aus – unter Ausschluss jeder politischen und religiösen Tendenz – den Alkoholgenuss in jeder Form. Der Verein fördert alle öffentlichen und privaten, gegen den Alkoholgenuss gerichteten Maßnahmen und will namentlich durch die Errichtung von alkoholfreien Trinkhallen, Gastwirtschaften, Küchen und dergleichen gegen die Trinksitten und den Trinkzwang ankämpfen. Die Beitrittserklärung und die erfolgte Aufnahme verpflichtet jedes Mitglied zur vollständigen Abstinenz – Fälle ärztlicher und ritueller Vorschriften ausgenommen. Als »Freundinnen« des Vereines können solche Frauen aufgenommen werden, die sich zwar noch nicht zu persönlicher Abstinenz entschlossen haben, aber die Bestrebungen des Vereines gutheißen und sie fördern wollen … (aus den Statuten).

Als 1881 ihr Ehemann starb (ihr einziger Sohn war bereits vorverstorben), suchte sie eine neue Aufgabe und arbeitete fast ein Jahrzehnt diakonisch in Verbindung mit dem Evangelischen Diakonieverein Gallneukirchen, den sie lebenslang aus ihrem Vermögen unterstützte.

Während ihrer Englandaufenthalte hatte sie die Methodisten kennengelernt, besuchte daraufhin auch in Wien deren Gottesdienste und schloss sich der Kirche an. Auf ihre Veranlassung kamen methodistische Martha-Maria-Diakonissen nach Wien und sie wurde in den Vorstand des Nürnberger Mutterhauses gewählt, das sie großmütig unterstützte. Ihr Interesse an der methodistischen Kirche kam in einer ganzen Reihe von Artikeln, Leserbriefen und anderen Beiträgen in den Sonntagsblättern der Kirche zum Ausdruck. 1896 reiste sie zur beschlussfassenden Generalkonferenz der Methodistenkirche nach Cleveland/Ohio.

Durch ihre England-Kontakte wurde Amelie von Langenau 1894 auch angeregt, für die Mission unter Briefträgern das Blatt Der Briefbote herauszugeben. Doch nicht nur für das spätere Organ der Christlichen Postvereinigung ergriff sie die Initiative, sondern stellte auch für die Gründung einer Sozialdemokratischen Zeitung für Österreich das Grundkapital zur Verfügung.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 99-100.