So wie im 18.Jahrhundert Hieronymus Loeschenkohl arbeitete Johann Christian Schoeller eigentlich wie ein moderner Journalist. In Wien, wo er die längste Zeit seines Lebens verbrachte, wurde er auch als Miniaturmaler bei Adeligen und wohlhabenden Bürgern berühmt, aber vor allem zeichnete bzw. karikierte er, was er als Zeitzeuge miterlebte – und das oft als Einziger.

1813 war er zufällig in Mainz und porträtierte dort Napoleon. Der Wiener Kongress 1815 lockte ihn nach Wien. Seine Ausstellungen 1820, 1822 und 1826 waren für ihn auch geschäftliche Erfolge. Allgemein bekannt wurde er als Illustrator der Wiener Allgemeinen Theaterzeitung sowie deren Serien (z.B. »Gallerie drolliger und interessanter Scenen der Wiener Bühnen“, „Theatralische Bilder-Gallerie «, z. B. die »Theatralische Bilder-Gallerie«), für die ihn Adolf Bäuerle engagierte und wo er bis 1841 blieb. Nach seinem Ausscheiden lebte er als freischaffender Künstler. In dieser Zeit porträtierte er immer wieder Johann Nestroy. Letzter Höhepunkt seines Schaffens war 1848. Die Anregungen und seine ständige Geldknappheit führte zu einer imponierenden Arbeitsexplosion. Humorvoll-satirisch und dann wieder bissig zeitkritisch ironisierte er wie Nestroy die Revolution, ja porträtierte seine Zeit. Sein Werk ist eine eindrucksvolle und amüsante Kulturgeschichte der Biedermeierzeit.

 

In: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 134.