Drei berufliche Milieus in Wien waren besonders durchlässig für »Zugereiste« – die Universität, das Burgtheater und der Prater. Hier wurden beliebte Künstler, Exoten oder Wissenschaftler durchaus auch für kurze Zeit engagiert. Unter diesen mobileren Personen war der Anteil an Protestanten hoch. Gerade weil sie wegen besonderer Fähigkeiten ins Land gerufen worden waren, spielte die rückständige religiöse Gesetzgebung Österreichs in ihren Fällen keine besondere Rolle.

Vom einstigen kaiserlichen Jagdgebiet, dem Prater, berichten bereits Quellen aus dem 12.Jahrhundert, aber allgemein bedeutsam wurde er erst, als das riesige Areal von Kaiser Joseph II. am 7. April 1766 dem Volk geöffnet wurde. »Evangelische« – u.a. fast alle Praterdynastien – versahen den Prater, der schon als Ganzes ein »Gesamtkunstwerk« war, mit Attraktionen, die heute noch Tausende Besucher hinlocken: das Riesenrad, das Schweizer-Haus und die Meierei Holzdorfer, der Toboggan und im alten Prater der »Rumpfmensch« und die »Dame ohne Unterleib«, Zauberer und Clowns, Präuschers horribles Wachsfigurenkabinett und das Münstedt-Kino.

 

Aus: Monika Salzer/Peter Karner: Vom Christbaum zur Ringstraße. Evangelisches Wien. 2., verbesserte Auflage, Wien 2009, S. 175

 

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